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Kein roter Teppich bei der Rückkehr in die Heimat

Von Hannes Fehringer, 11. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Kein roter Teppich bei der Rückkehr in die Heimat
Besuch am jüdischen Friedhof Steyr Bild: C. Uprimny

STEYR. Die Nazis ermordeten Fritz Uprimnys Eltern. Dann kämpfte Steyrs letzter Jude bei den Briten für die Befreiung.

Die Aufschrift "Maler u. Anstreicher Eduard Uprimny" auf der Fassade war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht verblichen, es war einwandfrei lesbar, wem das Haus eigentlich gehört. Trotzdem wurde Fritz Uprimny feindselig wie ein Eindringling behandelt, als er nach dem Ende der Nazi-Tyrannei im Oktober 1947 wieder mit seiner Ehefrau Elena und seinem Töchterchen Margherita im Arm vor der Haustüre stand. Die Nazis hatten Uprimnys Vater Eduard und seine Mutter Margarethe ins Lager deportiert und umgebracht. Der Besitz der jüdischen Handwerkerfamilie wurde "arisiert" und Günstlinge der NSDAP einquartiert. Mit Mühe schaffte es Fritz Uprimny, der es nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen in Österreich 1938 als junger Kerl mit 21 Jahren bei einer abenteuerlichen Flucht nach Palästina geschafft und sich dort bei der britischen Armee gemeldet hatte, beim Magistrat wenigstens im eigenen Elternhaus eine kleine Wohnung zu erstreiten.

"Das ist natürlich ein Empfang, den man sich merkt, den man nicht vergisst, und das ist schrecklich, denn in der inneren Einstellung der Menschen kann sich nichts geändert haben, wenn sie einen dann noch ablehnen, obwohl sie wissen, dass sie zu Unrecht herinnen sitzen", ließ der Heimkehrer und letzte Jude Steyrs drei Jahre vor seinem Tod im Jahr 1992 nicht ohne Traurigkeit in einem Interview die "Grüne Bürger-Zeitung" wissen. Als Vorkehrung, den 72-jährigen Pensionisten nicht neuerlichen Anfeindungen auszusetzen, sah sich die Autorin Waltraud Neuhauser-Pfeiffer in der Parteipostillie der damaligen Steyrer Grün-Alternativen gezwungen, den Namen ihres Gesprächspartners auf "Herrn Ehrlich" zu verändern.

Nach Kriegsende, während des Wiederaufbaus, brachte kaum jemand in der Stadt den Mut auf, über die Geschehnisse während der braunen Diktatur und der lückenlosen Vernichtung der Judengemeinde zu reden. Erst im Jahr 1963 wurde Uprimnys Elternhaus restituiert, wobei der Staat die Verfahrenskosten dem damals Enteigneten selber auflasteten. "Ich musste sämtliche Kosten, ca. 32.000 Schilling (Schätzungskosten, Anreisekosten, Verwaltungsgebühren), die der Finanzprokuratur angelaufen sind, vor der Rückgabe bezahlen", beschrieb Uprimny in dem zeithistorischen Gespräch mit Waldhauser-Pfeiffer die damaligen Hindernisse. Erst nach der Gründung eines "Mauthausen Komitees" in Steyr, das die Verbrechen während der Nazi-Zeit als Mahnung für die Zukunft ins Gedächtnis zurückrief, fühlte sich Uprimny das erste Mal in seiner Heimatstadt verstanden. Nachdem er sich zunächst bei den Linkssozialisten und dann bis zur Niederschlagung des Prager Frühlings durch den Warschauer Pakt 1968 bei der KPÖ engagierte, bereicherte er als Zeitzeuge und als Vordenker die Arbeit des Mauthausen Komitees. Nur drei Wochen, nachdem seine über alles geliebte Frau Elena starb, schloss auch Fritz Uprimny am 21. März 1992 am Totenbett seine Augen. Die Stadt hat ihm zu Ehren eine Stiege, die "Uprimny"-Stiege in Steyrdorf, benannt.

Die Uprimnys – Porträt einer jüdischen Familie aus Steyr, Szenische Lesung mit Musik, Mittwoch, 12. Dezember, 19.30 Uhr, Museum Arbeitswelt

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1  Kommentar
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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 11.12.2018 09:31

Leider ist es damals öfter passiert als nicht, dass die ehemaligen (?) Nazis das "Recht" auf ihrer Seite hatten. "Das ist halt jetzt so", hieß es wahrscheinlich an allen Ecken und Enden.
Das kann man nicht mehr rückgängig machen. Traurig aber, dass es heute immer noch Leute gibt - oder wieder -, die meinen, es müsste endlich Schluss damit sein mit diesen alten Geschichten.
Nein, Geschichte muss lebendig gehalten werden, und solche Geschichten tragen dazu bei!

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