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Interview: Katzengruber ließ sich auch nicht zum SP-Landeschef verführen

Von Hannes Fehringer, 02. September 2011, 00:04 Uhr
Katzengruber ließ sich auch nicht zum SP-Landeschef verführen
Bald Pensionist: Alfred Gusenbauer wollte Herbert Katzengruber an der Landesspitze. Bild: feh

AMSTETTEN. Beruflich war Herbert Katzengruber (SP) mit dem Bürgermeisteramt verheiratet, wie er sagt. Die „Ehe“ hielt jetzt doch nicht bis zur Goldenen Hochzeit, weil der Rathauschef in einem Monat in Pension geht. Der Inzestfall Josef F. war die härteste Prüfung.

OÖN: Nach 23 Jahren Amtszeit treten Sie früher als erwartet in den Ruhestand. Schwang bei der Entscheidung Urlaubsstimmung mit?

Katzengruber: Mit dem Gedanken gespielt habe ich schon Mai, Juni. Da habe ich meine Stadträte und Ortsvorsteher zu Vieraugen-Gesprächen zu mir geladen. Im August, bei der Familie im Urlaub, bei dem auch wieder einmal mein Sohn mit Partnerin dabei war, haben mich dann alle bestärkt, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist.

OÖN: Bürgermeister ist heutzutage schon ein Mangelberuf geworden. Wären Sie heute in der Lage wie damals vor 23 Jahren, würden Sie wieder das Amt annehmen?

Katzengruber: Ich möchte keinen einzigen Tag missen.

OÖN: Ihre Begeisterung überrascht: Kann man denn heute als Kommunalpolitiker überhaupt noch gestalten oder muss man ohnehin nur noch aufgrund der Fülle an Fixabgaben und Verpflichtungen nur noch verwalten?

Katzengruber: Das ist sicherlich ein Unterschied zu früheren Jahren. Aber auch nachdem wir einmal einen Abgang hatten, haben wir daraufhin mit Straffungen die Finanzen wieder hingekriegt und weiter durchaus Dinge gestalten können.

OÖN: Macht die schwierigere Finanzlage der Gemeinden den Abschied leichter aus der Kommunalpolitik?

Katzengruber: Nein, aber grundsätzlich möchte ich sagen, dass es immer schwieriger wird, Menschen zu finden, die sich bereit erklären die Bürgermeisterfunktion zu übernehmen. Es gibt ja Gemeinden, wo sich niemand findet und wo dann ein Staatskommissär eingesetzt wird, weil bei uns einige Dinge nach wie vor nicht geregelt sind. In Deutschland zum Beispiel im Bundesland Hessen ist der Bürgermeister, so lange er das Amt ausübt, direkt angestellt bei der Stadt. Und da ist er auch in allen sozialrechtlichen Belangen abgesichert, krankenversichert und alles, das ist eine saubere Geschichte. Das Risiko hast du auch: Wenn du dann nicht mehr gewählt bist, dann ist das Dienstverhältnis auch wieder beendet. Das ist irgendwie klar.

OÖN: Sie waren im Brotberuf Bezirksparteisekretär, da werden manche gemunkelt haben: Der Bürgermeister ist zu oft bei der Partei und der Parteisekretär statt bei den Genossen zu oft im Rathaus.

Katzengruber: Als ich angefangen habe, hat der damalige Grünen-Chef Bernhard Kitzler gemeint, jetzt wird halt die Parteizentrale im Rathaus sein. Ich habe da natürlich das Glück, dass die SPÖ-Bezirksgeschäftsstelle nur 300 Meter Luftlinie vom Rathaus weg ist, da ist das Hin und Her absolut kein Problem gewesen. Woanders wäre das nicht gegangen, da habe ich einen Vorteil gehabt. Ich habe das wirklich sauber getrennt, und das wissen auch alle.

OÖN: Innerhalb der blau-gelben SPÖ waren Sie ja einmal im Gespräch für ganz hohe politische Würden.

Katzengruber: Das war als Nachfolger von Ex-Innenminister Karl Schlögl als Landesparteiobmann. Ich war 2001 auf Skiurlaub, als ich von Bundesparteichef Alfred Gusenbauer den Anruf bekommen habe, und er mich gefragt hat. Ich habe aber mit der Kommunalpolitik meine Ehe geschlossen, ich habe gar nicht lange nachgedacht und noch im selben Telefonat schon „Nein“ gesagt.

OÖN: Der Inzestfall Josef F. platzte in die Beschaulichkeit einer Bezirksstadt. Schlagartig war der Bürgermeister umringt von den Mikrofonen der Weltpresse. Sie haben sich damals sehr zurückhaltend verhalten.

Katzengruber: Da bist du plötzlich mit ungemein vielen Personen konfrontiert, wo die einen nur das Böse und das Schlechte hervorkehren, es aber auch andere gibt, die fair bleiben. Da hat man schon gemerkt, wo gibt es einen guten Journalismus und wo nicht.

OÖN: Haben Sie jemals mit den Opfern gesprochen?

Katzengruber: Nein, und ich habe das auch nicht angestrebt. Ich war zwar informiert, und es hat mir persönlich gut getan, dass ich gewusst habe, dass sie bestens betreut werden.

OÖN: Bleibt die Causa F. an Amstetten wie ein Stigma hängen?

Katzengruber: Das Medienecho damals war wie ein Erdbeben, ein Tsunami. Am Ausland habe ich aber auch selbst gute Reaktionen erfahren. An der Amalfiküste haben wir unheimlich viel Verständnis, Mitleid und Betroffenheit von den Menschen dort bekommen, die gesagt haben: Ihr könnt nichts für diese Sache, Kopf hoch!

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