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Im Kinderheim Gleink sollen Buben missbraucht worden sein

Von Hannes Fehringer   30.März 2016

Seine helle Knabenstimme im Chorgesang hätte die Aufmerksamkeit von Pater L. auf ihn gezogen, erinnert sich Herbert P., der von 1973 bis 1976 im Kinderheim in Steyr-Gleink untergebracht war. Mindestens einmal, meistens aber an zwei Tagen in der Woche habe er die Stiege hinauf in die Gemächer des Priesters der Herz-Jesu-Missionare gehen müssen zum "Probesingen", wie der Mann über fünfzig den sexuellen Missbrauch von damals bitter nennt, den er dem Ordensgeistlichen vorwirft. "Ich habe meine Kinder großgezogen", sagte der Familienvater im Rückblick, "nur eines haben sie beklagt, dass ich sie nie richtig herzlich umarmt habe." Denn bei Berührungen auch gegenüber seinen eigenen Kindern sei er zeitlebens gehemmt gewesen nach den leidvollen Erfahrungen in Gleink, begründet Herbert P.

Die Mahnwache, die der ehemalige Heimzögling Wolfgang Helfrich aus Wien über die Osterfeiertage vor der Pforte des mittlerweile aufgelassenen Klosters und Erziehungsheimes der Caritas organisierte, holte Verdrängtes wieder an die Oberfläche. Demnach wurden in dem Heim in Gleink Kinder nicht nur verprügelt, bis dass sie aus Nasen und Ohren bluteten, sondern unter den Erziehern und Patres hätte es auch welche gegeben, die sich an den Buben sexuell vergangen hätten. Vorwürfe beziehen sich insbesondere auf den ehemaligen stellvertretenden Heimleiter Pater L., für den nach wie vor die Unschuldsvermutung gilt, über den aber die Klasnic-Kommission in einem Schreiben mitteilt, dass dessen "Noch-immer-Tätigkeit innerkirchlich ernsthaft hinterfragt" werde. Die Klasnic-Kommission habe sich dabei eingehend und schon quälend für ihn über die sexuellen Missbrauchsvorwürfe erkundigt, sagte Herbert P. den OÖN. Gegen Pater L. läuft auch ein innerkirchliches Ermittlungsverfahren nach dem Kirchenrecht CIC, wobei das freilich keine Schuldzuweisung bedeutet.

Entschieden wurden schon vor Jahren Vorwürfe gegen einen Gleinker Erzieher. Dieser fasste wegen sexueller Übergriffe eine achtmonatige Haftstrafe aus.

Die Caritas als ehemaliger Heimträger lässt nun von den Historikern Michael John und Marion Wiesinger der Sache auf den Grund gehen, die auf der Suche nach Zeitzeugen, Ex-Zöglinge, Ex-Erzieher etc. sind (Tel. 0699 / 113 40 132). Caritas-Direktor Franz Kehrer sagte eine Gedenktafel zu, und die Stadt Steyr überbrachte zur Mahnwache einen Kranz für Heimkinder, die sich in späteren Jahren das Leben nahmen.

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