Hundstorfer-Straße ist keine Ehrung für Ex-Minister

Von Hannes Fehringer   03.Oktober 2017

Besucher der Landesgartenschau, die vom Stift Kremsmünster den Berg hinab zur Erholungsfläche in der Au schlendern, trauen bei dem Brückenkopf nicht ihren Augen: An der Ecke prangt ein Straßenschild mit der Aufschrift „Rudolf-Hundstorfer-Straße.“

Der Name ist geläufig: Der Personalvertreter der Wiener Gemeindebediensteten übernahm nach der Bawag-Pleite 2007 als Präsident des Gewerkschaftsbundes (ÖGB) einen Scherbenhaufen, wurde unter Bundeskanzler Werner Faymann Sozialminister und unterlag dann als Kandidat der SPÖ bei der Bundespräsidentschaftswahl schon in der ersten Runde. Der Mann, der in seiner Laufbahn manche Höhen und Tiefen erlebte, hätte sich eine Ehrung verdient, „aber wir vergeben als Gemeinde von Haus aus keine Straßenbezeichnungen an lebende Politiker“, sagt Bürgermeister Gerhard Obernberger (VP), „und es gibt auch keinen besonderen Bezug von ihm zu Kremsmünster“.

Der Bezug besteht zu einem Einheimischen, einem Namensvetter, der sich genau so geschrieben hat wie der Sozialminister a. D.: Rudolf Hundstorfer, der 1900 geboren wurde, 1970 verstarb und 50 Jahre den Habit des Benediktinermönches getragen hat.

Wirklich ein Begriff, bei dem sofort der Groschen fällt, ist Pater Rudolf Hundstorfer auch in der Siedlung nicht, an deren Hausmauern und Gartenzäunen sein Namensschild prangt. Umso besser Bescheid weiß man freilich im Stift. „Er war wissenschaftlicher Autor und ein bedeutender Lehrer“, sagt P. Bernhard Eckerstorfer. Hundstorfer wirkte von 1929 bis 1964 als Professor am Stiftsgymnasium und wurde während der Nazi-Zeit aus dem Lehrkörper verbannt. 1964 wurde Prior Hundstorfer als Ehrenbürger der Gemeinde ausgezeichnet.