Gaunerfamilie: Vater rastete vor Gericht völlig aus

Ihre Vorfahren waren Messerschleifer und Alteisenhändler, aber eine Familie aus dem Traunviertel verlegte sich auf eine weniger ehrbare Lebensgrundlage. Floretta P., eine Frau im besten Alter, stand vor einem Schöffengericht, weil sie mit Liebesdiensten und vorgegaukelten Beziehungen ältere Herren um 300.000 Euro betrogen haben soll.

Floretta P., die ihre Opfer älteren Semesters bei Romanzen um den Finger wickelte, zog den Kavalieren mit vorgetäuschten Trauergeschichten das Geld aus der Tasche, wobei ihr auch ihre 21-jährige Tochter und deren Großmutter mit Lügen halfen. Einmal brauchte sie für ein "Begräbnis" in der Familie Geld, dann wieder für eine teure "Gehirnoperation". Letztendlich saß die ganze Sippe des fahrenden Volkes auf der Anklagebank.

Floretta P.s Ehemann Alberto B. spielte dabei den Unschuldsengel und bekannte sich nur "teilschuldig", weil er von den Machenschaften der Frauen gewusst, aber aus Familienräson den Mund gehalten habe.

Für den Verteidiger der Hauptangeklagten Floretta P., Rechtsanwalt Hubert Niedermayr aus Steyr, stellte sich das Familienleben dagegen völlig anders dar. Ehemann Alberto B. sei der eigentliche Drahtzieher der Gaunereien gewesen, der seine Frau zu den Betrügereien und Männerkontakten regelrecht geprügelt habe. Der Mann mit streng gestutztem Oberlippenbart hörte sich die Vorwürfe ungläubig und kopfschüttelnd an, als wären sie völlig absurd und aus der Luft gegriffen.

Das Gericht befand aber anders, und während Floretta P. mit 20 Monaten bedingter Haftstrafe davonkam, muss ihr Gatte ins Gefängnis. Nach der Urteilsverkündung zeigte der bis dahin so gefasste Mann ein anderes Gesicht: Er beschimpfte seinen eigenen Anwalt als "schwule Sau" und verließ schreiend den Saal.