Ganz entspannt in die nächsten Marathons

Von Kurt Daucher   08.August 2017

Wenn es Valentin Pfeil ab sofort mit dem ehemaligen englischen Premierminister Winston Churchill hält und "No sports!" betreibt, dann freilich nur befristet. Spätestens in zwei Wochen wird der Steyrer Top-Athlet wieder die Laufschuhe schnüren und das (Regenerations-)Training aufnehmen. Nach seinem beachtlichen Weltmeisterschafts-Marathon am Sonntag gönnt er sich noch einige Tage Urlaub. Der 29-Jährige weilt nach wie vor in London und pilgert allabendlich ins Leichtathletik-Stadion – wo er vor allem seinen Läufer-Kollegen, die über kürzere Distanzen um die Wette laufen, auf die Beine schauen wird.

Den Marathon, den Pfeil in der Hauptstadt Großbritanniens gelaufen ist, bezeichnet er selbst als seinen bislang besten. Mit der Laufzeit von 2:16,28 Stunden liege er zwar um eineinhalb Minuten hinter dem Ergebnis seines diesjährigen Wien-Marathons zurück. "In London war es jetzt aber deutlich wärmer", sagt er. Außerdem sei bei einem Meisterschaftsbewerb eine Top-Zeit nicht das oberste Ziel. Zum Vergleich: Sieger Geoffrey Kirui, Kenia, war um acht Minuten schneller als Pfeil.

Worüber sich der studierte Veterinärmediziner, der sportlich für den Lac Amateure Steyr aktiv ist, besonders freuen darf: Sein 23. Platz ist das beste Ergebnis, das ein Österreicher je bei einem WM-Marathon erzielt hat. Außerdem: Nach den Strapazen vom Sonntag und dem intensiven Training davor geht es ihm schon wieder entsprechend gut. "Ich erhole mich immer schneller", so Pfeil, der seit Februar Bundesheer-Sportler und damit Quasi-Profi ist. Nach seinem ersten Marathon im Vorjahr habe er deutlich mehr Schmerzen verspürt im Bewegungsapparat.

Pfeils Zukunftspläne richten sich weiterhin auf die 42-Kilometer-Distanz. Nächstes Jahr strebt er wieder einen Start bei einem Frühjahrs-Marathon an. Im August folgt die Europameisterschaft in Berlin, für die er aufgrund seiner bisherigen Leistungen bereits fix qualifiziert ist – eine neue, sehr angenehme Ausgangsposition übrigens: Bei seinem ersten Marathon musste Pfeil immer den Fokus auf die Limits legen, die es zu erreichen galt. Das wird nun anderes sein: "Jetzt kann ich mich intensiver auf den Meisterschaftslauf vorbereiten."

Stolz auf den Top-Athleten

In Steyr ist man hörbar stolz auf Pfeils erfolgreichen Auftritt in London. "Das ist eine Werbung für den Verein und für die Stadt", sagt etwa Lac-amateure-Präsident Heinz Mayr. Sportchef Peter Lindner traut seinem ehemaligen Schützling sogar noch eine weitere Steigerung zu: "Der Valentin war von Jugend an der klassische Langsteckenläufer. Jetzt sammelt er von Lauf zu Lauf mehr Erfahrung. Es wird aber auch körperlich die Basis geschaffen, dass es noch besser geht in den nächsten Jahren." Vor allem von der professionellen Einstellung Pfeils sei er schwer begeistert. Im Verein spüre man immer wieder, wenn die Lac-Athleten gute Leistungen bringen. Läufer-Nachwuchs gäbe es in Steyr sowieso genug.