Für Pyhrn-Priel hat es sich ausgeschaukelt

Von Hannes Fehringer   04.April 2017

Vielleicht war es ein Fehler, dass die HiWu-Seilbahnengesellschaft und die Tourismusregion Pyhrn-Priel ihr letztes Kompromissprojekt nicht öffentlich vorgestellt und auf eine positive Entscheidung im Kabinett der Landesregierung gehofft hatten. Gestern legten der für den Naturschutz zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FP) und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (VP) ein Rechtsgutachten der Kepler-Universität vor, wonach die geplante Verbindung der Skigebiete auf der Höss und der Wurzeralm wegen des Widerspruchs zur Alpenrechtskonvention nicht möglich sei. Dabei wurde auf die Paragraphen und Bestimmungen geachtet, aber mit keinem Wort auf das Vorhaben eingegangen, das die Betreiber als Lösung eingereicht hatten.

"Es ist eine vergebene Chance für die Region", sagt der Geschäftsführer der HiWu-Seilbahnen, Helmut Holzinger. Von Hinterstoder hätte eine Gondelbahn auf die Steyrsbergreith geführt, von dort weiter eine Seilbahn über das Loigistal auf einen Vorgipfel auf 1800 Metern Seehöhe. Von der Bergstation hätte laut dem Konzept eine zwei Kilometer lange Standseilbahn den Berg waagrecht zum Frauenkar durchquert. Gedacht war dabei an eine Garnitur wie bei der Dorf-U-Bahn im Tiroler Serfaus, die auf Luftkissen über der Trasse schwebt und deren Fahrtzeit drei Minuten betragen hätte. Für den Brückenschlag zwischen Höss und Wurzeralm über Vorderstoder hätte man 15 Hektar Naturschutzgebiet im Bereich der Tourengeherstrecke "die Wilde" gebraucht. "Da fahren jetzt schon so viele, dass die Bergrettung in einer Hütte entlang der Strecke Dienst versieht", sagt Holzinger.

Einem Tausch gegen 105 Hektar Neuland, das dem Naturschutzgebiet im Gegenzug für eine Freigabe eines Streifens für das Skigebiet einverleibt worden wäre, konnten die Landespolitiker aber aufgrund der rechtlichen Hemmnisse der Alpenrechtskonvention nicht zustimmen, wie sie gestern erklärten: Die Skischaukel sei ein für alle Mal vom Tisch.

Für Peter Schröcksnadel, Hauptgesellschafter der HiWu, ist das definitive Nein keine Katastrophe: "Ich kann ja gut damit leben. Aber für die Zukunft der Region ist das ein Rückschritt." Geschäftsführer Helmut Holzinger holt nun den "Plan B" aus der Schublade: "Das bedeutet für uns als Liftgesellschaft das Geschäft mit den Tagesgästen, das uns genauso recht ist." Die Schröcksnadel-Gruppe habe seit der Teilprivatisierung 60 Millionen Euro für die beiden Skigebiete aufgewendet und werde weiter nach Maßgabe des Geschäftsganges investieren. Nächste Großinvestition werde der Neubau der Gondelbahn von Hinterstoder auf die Höss sein, deren Betriebsgenehmigung 2025 abläuft. Auf die Wurzeralm sollen bald schon neue Garnituren der Standseilbahn fahren.

Das letzte gescheiterte Projekt einer Skischaukel

Der Eingriff in die Natur wäre äußerst gering gewesen, beteuerten die Projektwerber der HiWu-Seilbahngesellschaft beim letzten Lösungsvorschlag für eine Verbindung der Skigebiete Höss und Wurzeralm.

Zwei Gondelbahnen hätten von der Höss über die Steyrbergreith über das Loigistal zu einer Bergstation auf 1800 Metern Seehöhe führen sollen. Vorderstoder hätte man in das neue Gebiet über eine Modernisierung der Hackl-Lifte angebunden.

Tunnelbahn light: Als letztes Verbindungsstück war an eine zwei Kilometer lange waagrechte U-Bahn durch den Berg gedacht, die wie die „Dorf-U-Bahn“ im Tiroler Serfaus auf Luftkissen über die Trasse geschwebt wäre. Die Fahrzeit hätte drei Minuten betragen.

15 Hektar Fläche aus dem Naturschutzgebiet hätte man für die Skischaukel gebraucht. Für eine Piste über die Hänge, die schon jetzt von vielen Tourengehern genutzt werden, und eine Lifttrasse hätte man fast das Zehnfache der Fläche neu in das Naturschutzgebiet einbringen wollen.

Zitiert

"Das ist ein später Sieg der Vernunft. Ich freue mich, denn diese Entscheidung war längst fällig.“
Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes

"Ich bin enttäuscht, wir haben durch die Querelen viel Zeit verloren. Jetzt geht es um Alternativen.“
Helmut Wallner, Bürgermeister von Hinterstoder (VP)

„Jedes Jahr werden Gesetze verändert. Der breite politische Wille war aber leider nicht da. Für die Region ist das schade.“
Gerhard Lindbichler, Bürgermeister von Vorderstoder (VP)

„Wir sehen das entspannt. Warum sollte sich bis 2020 nichts an dieser Entscheidung ändern? Es geht um vier Kilometer.“
Thomas Scholl, Tourismusdirektor Pyhrn-Priel

"Für uns ist das kein Triumph, sondern eine Bestätigung. Warum man dafür sieben Jahre braucht, weiß wohl niemand so genau.“
Sepp Friedhuber, Vertreter „Mollner Kreis“

„Das ist ein Wahnsinn. Mir tut das im Herzen weh. Die Politiker hätten die Möglichkeit gehabt, aber haben leider nicht genug Rückgrat.“
Aegidius Exenberger, Bürgermeister, Spital/Pyhrn (SP)