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EnergieAG soll über Kabel nachdenken

Von Hannes Fehringer   22.Juni 2015

Die Bank in der Gaststube war voll besetzt und das Stück Papier, das die Politikerriege herzeigt, mit Unterschriften übersät. Die führenden Köpfe aller Parteien in den Bezirken Gmunden und Kirchdorf, darunter Bundesrat Ewald Lindinger (SP), Landtagsabgeordneter Christian Dörfel (VP), Landtagsabgeordnete Sabine Promberger (SP), der dritte Landtagspräsident Adalbert Krammer (FP) sowie der Grüne Walter Mayrhofer und blaue Bezirkschef Robert Cicona, haben alle ihren Schriftzug unter den Brief an die Landespolitik gesetzt. Die Forderung: Die EnergieAG soll die Brechstange weglegen und die 120-kV-Hochspannungsleitung von Vorchdorf nach Kirchdorf überdenken. Dass die EnergieAG mit Zwang von Grundstückseigentümern die Dienstbarkeit erlangen will, auf den Feldern und Waldflächen Strommasten aufzustellen, "lehnen wir alle einhellig ab", sagte Steinbachs Bürgermeisterin Bettina Lancaster (SP), die die Unterschriftenaktion organisierte.

Die zwar noch nicht eingeleiteten aber im Grundbuch bereits angezeigten Enteignungen von 55 Grundeigentümern, die sich bisher gegen einen Vertrag mit der EnergieAG sträubten, müssten sofort ganz vom Tisch, verlangten die Regionalpolitiker aller Coleurs in ihrem an den Landeshauptmann und die Regierungsmitglieder gerichteten Schreiben. Der Schulterschluss sei im Landhaus nicht auf taube Ohren gestoßen, ließ Dörfel wissen. Landeshauptmann Josef Pühringer habe bereits Stromboss Leo Windtner aufgefordert, ihm noch einmal den Projektstand zu schildern und nochmals eine Alternative zu den Masten mit einem Erdkabel rechnen zu lassen.

In der Sache könnte Bewegung hineingekommen sein, meint Dörfel: "Technisch wie preislich hat sich in den vergangenen Jahren beim Erdkabel viel verbessert". Die von der EnergieAG vorgelegten Zahlen, wonach ein Erdkabel zu teuer komme, seien längst veraltet.

Während Windtner eine Erdleitung nochmals rechnen soll, will auch die Agrargenossenschaft und die Bürgerinitiative 110-kV-ade neuere Kalkulationen einholen. Für Dörfel, im Brotberuf Landesjurist, steckt das Projekt der EnergieAG auch im Behördenverfahren fest. Die Berufungen nach dem Forstrecht würden jetzt eine unerwartete Hürde bieten. "Ich halte ein Erdkabel für die bessere Lösung", sagt Dörfel. Jetzt gelte es, der EnergieAG, Ängste vor einer Handlungsunfähigkeit zu nehmen, fortan Netzerweiterungen nur noch in der Erde vergraben zu können, zumal im Innviertel die nächste Bürgerinitiative ein Erdkabel fordert: "Wenn wir mit unserem Wunsch allein auf der Welt wären, wäre der Spuk mit der Freileitung schon längst vorbei", schätzt Dörfel die Lage ein.

Für Franz Radner von der Agrargemeinschaft wäre die Lösung eine Richtlinie wie in Deutschland, wo Erdkabel Pflicht seien, wenn sie nicht über das Zweieinhalbfache teurer kommen als eine Freileitung. Für Dörfel ist die EnergieAG gut beraten, das Projekt noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Stromleitung doch durch eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) muss, sei wieder gestiegen. Dörfel: "Wir haben derzeit keine Rechtssicherheit". Fest steht einzig, "dass wir diese Freileitung in der Region nicht wollen", sagt der Micheldorfer Bürgermeister und Bundesrat Ewald Lindinger (SP).

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