Empörung über Faschingsplakat in Bad Hall

Von nachrichten.at   13.Februar 2018

Das örtliche Kurcafé verspricht seinen Gästen beim alljährlichen Hausgschnas am 9. Februar 2018 Belohnungen für die schönsten Faschingskostüme. Als offenbar lustig gemeinter Hauptpreis winkt eine "Schlauchboot-Mittelmeerkreuzfahrt mit der MSC Schlepper von Tripolis nach Lampedusa (inklusive Schwimmweste. Selbstversorger)". 

"Fasching in Bad Hall. Was hamma g'lacht", kommentierte Falter-Journalist Florian Klenk den geschmacklosen "Witz" über ertrinkende Menschen. Auf Facebook ist die Empörung groß. "Widerwärtig, erbärmlich. Letztklassig", so der Tenor der Kommentare unter dem Beitrag. Einige Nutzer riefen zum Boykott des Lokals auf, andere kündigten an, sich an Hubert von Goisern zu wenden, dessen Name ebenfalls auf dem Plakat erwähnt wird.  

Kurcafé-Betreiber Markus Pühringer entschuldigt sich im Gespräch mit Life Radio:

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Im Jänner kamen nach Angaben der Organisation für Migration mindestens 246 Flüchtlinge und Migranten bei der Flucht über das Mittelmeer ums Leben, verglichen mit 254 im Jänner des vergangenen Jahres. Insgesamt sind im Mittelmeer seit 2014 jedes Jahr mehr als 3000 Flüchtende umgekommen.

Erst kürzlich hat in Kärnten ein Flüchtlings-Sketch, der bei den Faschings-Aufführungen der "Klagenfurter Stadtrichter" gezeigt worden ist, heftige Kritik ausgelöst. Wie Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner sagte, prüfe man rechtliche Schritte wegen einer Passage um geschenkte Handys. Auch der Rest der Einlage stößt Schwertner auf: "Hier wurde eine Grenze überschritten."

Tatsächlich lassen die "Stadtrichter" in dem rund zehnminütigen Sketch - ein Tonmitschnitt liegt vor - kaum etwas aus. In einer "Integrationsklasse" treffen "Schüler" verschiedener Länder aufeinander. Der einzige "Österreicher" wird im Namen der Toleranz ständig benachteiligt, während die "Ausländerkinder" für kaum erbrachte Leistungen gute Noten bekommen. Besonders lautes Gelächter gibt es, als ein "indischer Schüler" seine Fluchtroute beschreibt: "Erst mit dem Tiger, dann Elefant, dann Boot, dann Zug, und in Österreich mit der Limousine."

"Nix mehr Boot, nix mehr Gummiboot!"

Als der "Österreicher" in dem Sketch aufgefordert wird, seine "Mitschüler" doch mit ins Boot zu holen, stößt einer von ihnen panisch "Nein, nein, nix mehr Boot, nix mehr Gummiboot!" hervor. Auch tritt ein "ausländischer Hausmeister" auf, der gleich verkündet, nicht arbeiten zu wollen, denn das würden ja die Frauen erledigen. Und ausführlich diskutiert wird auch über ein topmodernes Smartphone, das "neue iPhone 20": "Hat Abdullah von Caritas. Nix gute Qualität, aber Abdullah ist gut Mann."

Für Schwertner hat nicht nur dieser Teil das Fass zum Überlaufen gebracht: "Wir haben es schon mehrmals zur Anzeige gebracht, wenn jemand das Gerücht verbreitet hat, dass die Caritas teure Handys an Flüchtlinge verschenken oder ihnen iPhones finanzieren würde." Den Fasching sieht er grundsätzlich positiv, und auch künstlerische Freiheit sei wichtig: "Rassismus und Diskriminierung sind aber klar abzulehnen." Und rassistisch sei das Stück der "Stadtrichter" allemal: "Jedes Vorurteil, jede Lüge wird noch einmal auf satirische Weise verstärkt." Er stelle es sich zwar schwierig vor, gegen einen Faschings-Sketch rechtliche Schritte zu ergreifen: "Aber auch das prüfen wir."

Seit der Vorpremiere am 11. Jänner hatten die "Stadtrichter" ihr Programm elf Mal aufgeführt, am Samstagabend stand die letzte Vorstellung am Plan. "Stadtrichter"-Chef Willi Noll war am Samstag für eine Stellungnahme vorerst nicht zu erreichen.