Ein perfekter Freiluftsommer: Die Festivals waren Publikumsmagneten

Von Hannes Fehringer   16.August 2018

Der Kartenverkauf ist abgerechnet, die harte Währung, wie gut die Musiktheaterproduktionen dieses Sommers beim Publikum angekommen sind, liegt auf dem Tisch. Der Intendant des Musikfestivals, Karl-Michael Ebner, darf, wie er sagt, aus Rücksichtnahme auf Vereinbarungen mit dem Verlag keine genaue Zahl nennen, wie viele Menschen im Steyrer Schlossgraben den Broadway-Gassenhauer "Chicago" gesehen haben. "Nur so viel: Wir haben mehr als zufriedenstellende Besucherzahlen." Will heißen: Die Zugkraft des Stückes lag weit über den Erwartungen, die man hatte.

Ein perfekter Freiluftsommer: Die Festivals waren Publikumsmagneten
Mit "Chicago" blieb das Steyrer Musikfestival in der Erfolgsspur.

Mit "Chicago" blieb das Steyrer Musikfestival in der Erfolgsspur. (Bild: Christian Jobst)

Weil heuer bei allen Abendvorstellungen Sonne, Mond und Sterne schienen und keiner der neun Aufführungstermine ins Wasser fiel, lässt sich die Besucherzahl eigentlich recht gut abschätzen: 880 Sitzplätze fasst der Schlossgraben, die Auslastung lag hoch, damit werden es gut 7500 Zuseher der Dreiecksgeschichte zwischen "Roxie", "Velma" und "Flynn" in den flotten Jahrzehnten des Jazz in Chicago gewesen sein. Regisseurin Susanne Sommer und Bühnenbildner Georg Lindorfer haben den Dreh heraus, was bei dem Festivalpublikum zieht: lieber das klassische Musical-Fach, weshalb das Jahr davor 9151 Festivalgäste die allseits bekannte "Westside Story" geradezu stürmten.

Auf Bekanntes braucht Hannes Kropfreiter, Intendant des Amstettner Musicalsommers, gar nicht mehr zu setzen, nur auf fetzige Popmusik auf der Bühne der Pölzhalle. Er konnte es sich leisten, nach dem Vorjahres-Hit "Hair" das weitaus weniger bekannte Broadway-Stück "Rock of Ages" auf den Spielplan zu nehmen. Das Publikum aus dem Mostviertel und weit darüber hinaus ist begeisterungsfähig. "Jeden Abend Standing Ovations", schwärmt Kropfreiter, "wir mussten immer das Licht aufdrehen, sonst wären die Leute nie heimgegangen." Der Ansturm war so gewaltig, dass Kropfreiter Zusatzvorstellung um Zusatzvorstellung in den Kalender zwängen musste, es sind dann 20 Aufführungen geworden. "Natürlich bedeuten mehr Spieltage höhere Kosten, aber es wird sich wegen der Zusatzeinnahmen rentieren", sagt Kropfreiter. Kritiker sahen keinen Leistungsabfall gegenüber Ulm, wo das Stück zuvor schon für Furore gesorgt hatte. "Der Verlag hat uns zu unserer Inszenierung gratuliert", so Kropfreiter, "man hat bedauert, dass sie nirgendwo weitergespielt wird." Im Poker um Stückrechte für das nächste Jahr heißt das, dass Kropfreiter ein gutes Blatt hat.