Ein Juwel, das es zu bewahren gilt: Steyr schützen und nützen

Von Gerald Winterleitner   14.Juni 2018

"Jetzt ist die Region gefragt, die Entscheidungsträger haben eine Basis für ihr Handeln erhalten“, sagt Franz Überwimmer, Leiter der Wasserwirtschaftlichen Planung des Landes Oberösterreich. Er spricht damit das Ergebnis der an 20.000, in zwölf Gemeinden entlang der Oberen Steyr lebenden Menschen gerichteten Online-Befragung „Die Steyr WERT schätzen“ an.

Mehr als zehn Prozent der Haushalte – so viele wie selten zuvor – in Edlbach, Grünburg, Vorder- und Hinterstoder, Klaus, Molln, Rosenau, Roßleithen, Spital, St. Pankraz, Steinbach und Windischgarsten haben sich an diesem seit einem Jahr laufenden Prozess beteiligt und 15 Fragen über Tourismus und Naherholung, Gewässer- und Naturschutz sowie Lebens- und Arbeitsraum beantwortet. Ergebnis: Die Steyr ist ein einzigartiges Juwel, das es zu bewahren gilt.

„Dieses Ergebnis stärkt den Bürgermeistern den Rücken“, sagt Überwimmer. Was freilich mit einer „kleinen“ Einschränkung gilt: Sie kennen nun den Willen der Bevölkerung und sollten diesen tunlichst respektieren. Schutz und Erhalt der Steyr und ihrer Nebengewässer seien durchgehend das Thema gewesen, bestätigt Susanne Muhar, Professorin an der Universität für Bodenkultur Wien, die das in fünf Flussregionen in Frankreich, Italien, der Schweiz, Slowenien und Österreich parallel durchgeführte Projekt wissenschaftlich betreut: „Die Interessensgruppen haben eine klare Vision, wie es im Steyrtal weitergeht. Allen ist die Schönheit der Region bewusst.“

Naherholung und Tourismus

Höchste Priorität der Menschen genieße dabei der Ausbau der Angebote für Naherholung und sanften Tourismus. In der Wunschliste ganz oben rangieren die Errichtung eines durchgehenden Radweges vom Ursprung bis zur Mündung sowie ein Uferbegleitweg. Gleich danach folgt die Forderung nach Zugängen zum Wasser. Ebenso drängt die Bevölkerung auf bessere Leitsysteme und Besucherlenkung.

Als Schwerpunkt nach Naherholung und Tourismus wurde sofort der Naturschutz genannt, konkret der Wunsch nach besserer Durchgängigkeit der Gewässer für Fische und Kleinlebewesen sowie Gewässerschutz generell. Einem Ausbau der Wasserkraft sowie verstärkter wirtschaftlicher Nutzung auf Kosten der Natur, etwa durch Schotterabbau oder Zurückfahren des Naturschutzes, wurde von der Bevölkerung eine Absage erteilt.

Der Blick auf Details der Auswertung zeigt aber eines: Politikern der Region und vielen in der Landwirtschaft ist der Naturschutz ein weniger starkes Anliegen. Steinbachs Bürgermeister Christian Dörfel relativiert dies: Die Politik habe immer schon auf die Natur geschaut und sie bewahrt, sie habe aber auch das Wohl der Menschen im Auge. „Vielleicht haben wir Politiker daher noch mehr Weitblick dafür, was wichtig ist.“ Die Bevölkerung wolle die Natur schützen und nutzen, aber in einem Ausmaß, in dem man sie bewahren könne.

Stolz auf das „weise Urteil“ der Menschen in der Region ist Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes: „Das ist eine klare Absage für die Großerschließung dieser Lebensader, eine Bestätigung des Weges der vergangenen Jahre.“