Die „Bar Nadette“ ist kein Bordell, sie war ein Stresstest für Steyrdorf

Von Von Kurt Daucher   20.Oktober 2010

Die Aufregung war groß gewesen, auch im Steyrer Magistrat. Ein Bordell im alten Messererhaus, einem Gebäude, das sich im Besitz der Stadt befindet? Das durfte nicht sein! Etwa eine Woche lang waren drei Schaufenster des Hauses mit pinkfarbenen Folien verklebt gewesen. „Bar Nadette“ konnte man darauf lesen. In einer Postwurfsendung, die an Haushalte in Steyrdorf ging, war die baldige Eröffnung des vermeintlichen Etablissements angekündigt worden. Auch die Homepage www.barnadette.at ließ vermuten, dass es sich hier um ein Bordell handelt.

Hinter der Aktion stecken die beiden Steyrer Künstlerinnen Bernadette Huber und Christina Hinterleitner. Unter dem Titel „Die Macht des Tratsches. Ein Stresstest für Steyrdorf“ wollten sie irritieren und Verunsicherung auslösen. Das Ergebnis? „Man soll nicht alles glauben, was man sieht“, sagt Huber. Und: Man würde ohnedies nur glauben, was man glauben will. Auch das hätte sich gezeigt. Die Kunde vom neuen Bordell, das als solches gar nicht angekündigt war, habe sich rasend verbreitet.

Die Eröffnung der „Bar Nadette“ fand im Rahmen eines Flashmobs statt, der ebenfalls vom Künstler-Duo Huber & Hinterleitner initiiert worden war. In roter Kleidung waren die Teilnehmer erschienen, auf Anweisung des Türstehers hatten sie die Folien von den Schaufenstern abgezogen. Hinter einem Schaufenster war ein Mädchen gesessen, auf dem anderen sind noch heute Wegweiser zu den richtigen Bordellen in Steyr angebracht, Gehzeiten inklusive. Außerdem zu lesen ist eine alte Bauernweisheit: „Wenn man den Hahn krähen hört, muss man nicht gleich glauben, dass es Tag ist.“

Während die „Bar Nadette“ also nie ein Nachtlokal, Bordell oder ähnliches sein wird, bleibt die Homepage weiter in Betrieb. „Da haben wir nach wie vor viele Zugriffe“, so Huber.