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Der Kaiserjäger und seine Spezln

Von Hannes Fehringer, 06. November 2014, 06:11 Uhr
Der Kaiserjäger und seine Spezln
»Waidmanns Heil« im Sengsengebirge bei der Bärenriedau: Thronfolger Franz Ferdinand posiert vor einer Tagesstrecke von 30 erlegten Gämsen. Bild: Mayerhofer

Nationalparkdirektor Erich Mayrhofer forschte über den einstigen Jagdpächter: Bei den Pirschgängen von Thronfolger Franz Ferdinand fehlte durchaus nicht der Schüsseltrieb.

Eine Gams musste vor dem Mann im Lodenjanker mit buschigem Schnurrbart und strengem Herrscherblick auf der Hut sein: Von 23. bis 28. September 1904 fielen 70 Stück Gamswild, nachdem die Büchse des kaiserlichen Jagdgastes unaufhörlich krachte. Bezahlte Gehilfen hatten die Gämsen dorthin zu treiben, wo Franz Ferdinand auf der Lauer saß, worauf an einem dieser Herbsttage im Sengsengebirge der für seine Schießwut berüchtigte Thronfolger seinen 1000. Gamsbock erlegte.

Der hinter vorgehaltener Hand als "Schlächter" geschmähte und gleichzeitig mit lautem Mundwerk als Meisterschütze bewunderte Habsburger, der als Waidmann 272.511 Stück Wild in die ewigen Jagdgründe beförderte, war bei einigen Einheimischen ein gerne gesehener Gast. Erich Mayrhofer, Direktor des Nationalparks Kalkalpen, hat für eine Ausstellung die lokalen Beziehungen im Umfeld der Pirschgänge aufgezeigt.

Einer der großen Nutznießer war der Patron des Steyr- und Ennstals, Franz Emmerich Graf von Lamberg. Mit Unterzeichnung des Jagdpachtvertrages für das Sengsengebirge mit dem Wiener Hof im Jahr 1901 auf fünf Jahre war die Gutsherrschaft finanziell aus dem Schneider. "Für die Gutsherrschaft bedeutete diese Geschäftsbeziehung, bei der alle Kosten und Spesen zusätzlich verrechnet werden konnten, zum letzten Mal einen Höhepunkt", sagt Mayrhofer. Die Tinte unter dem Vertrag war erst gerade getrocknet, verstarb der Graf und sein Nachfolger Heinrich von Lamberg zehrte noch ein paar Jahre von den Erträgnissen.

Mit den Jagden des Thronfolgers hatte auch eine Heerschaft an Trägern und Gehilfen Arbeit. Der "Fürst in der Wildnis", wie Mayrhofer seine Ausstellung nennt, verzichtete auf der Bärenriedauhütte, auf der er nächtigte, nicht auf einen Küchenchef, der für das Nachtmahl alles andere als ein ärmliches Holzknechtessen zubereitete.

Die Spuren, die der Thronfolger in der Region hinterließ, sind größer als die Vermerke der auch hier imposanten Abschusszahlen in den Jagdbilanzen. In Steyr würde der Innerberger Stadel, der heute das Museum beherbergt, nicht mehr stehen. Erzherzog Franz Ferdinand, in dessen Machtbefugnis in der Monarchie auch der Denkmalschutz stand, telegraphierte persönlich an den Steyrer Bürgermeister Lang, dass er das Gebäude nicht für ein neues Postamt am Grünmarkt abreißen solle.

Mit Baron Max von Imhof verband Franz Ferdinand eine alte Männerfreundschaft, die aus den Tagen herrührte, als beide Kumpane während der Militärzeit bei den Ennser Dragonern waren. Imhof schloss sich in Amerika der Weltreise an, bei der der Erzherzog in Ceylon auch Elefanten schoss. Der unmittelbare Kontakt zum Wiener Hof war sicherlich auch kein Schaden für Imhof, der die Tochter von Josef Werndl, Caroline, heiratete und seit 1891 Mitglied des Verwaltungsrates der Waffenfabrik war.

Einem anderen berühmten Steyrer half die Achse zwischen den Lambergs und Franz Ferdinand aus der Klemme: Der Graf hatte schon mit seiner Empfehlung bewirkt, dass sein Protegé Michael Blümelhuber zum Studium der Stahlindustrie nach Deutschland geschickt wurde. Franz Ferdinand wusste dann bald den Handwerker zu schätzen, nachdem er aus dessen Fabrikat ein Jagdmesser bekam. Über die "warme Fürsprache" des Thronfolgers beschließt der Landtag 1905 die Errichtung einer Meisterwerkstätte für Stahlschnitt in Steyr. Blümelhuber seinerseits betätigt sich als einer der "Korrespondenten" für die Denkmalpflege, als der er dem Erzherzog Berichte aus der Region zuträgt, was ihm Gegner als "Gschaftlhuberei" übel nehmen. Als im Jahr 1911 Blümelhuber beim Bau seines Meisterateliers wegen Kostenüberschreitungen in Bedrängnis kommt, schwebt über ihm wieder eine schützende Hand: Das Ministerium für öffentliche Arbeiten begleicht die offenen Rechnungen über 31.000 Kronen, damit der Meister "in seinem Schaffensdrang" nicht weiter "beeinträchtigt ist".

In der Gegend des Sengsengebirges war der letzte Schuss von Franz Ferdinand zu diesem Zeitpunkt schon lange verhallt. Heute herrscht überhaupt Waldesruh: In der Kernzone des Nationalparks ist die Jagd völlig untersagt.

 

Der Jagdpächter

Am 20. November 1901 wurde im Wiener Belvedere der fünfjährige Jagdpachtvertrag für das Sengsengebirge von dem Oberförster des Lambergschen Gutsbetriebes, Franz Jungmair, und vom Kaiserlichen Rat Franz Ritter von Westerheim unterzeichnet. Die Jahrespacht für das 8631 Hektar große Revier betrug 36.000 Kronen (ca. 107.000 Euro pro Jahr), dazu kamen noch beträchtliche Summen an Spesen hinzu.

Jagdmesser von Michael Blümelhuber (links) für Erzherzog Franz Ferdinand: Der Steyrer Stahlschnittmeister wurde damit in Wiener Kreisen bekannt, wo seine Fabrikate sehr gefragt waren.

 

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4  Kommentare
4  Kommentare
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( Kommentare)
am 06.11.2014 11:57

waidgerecht gestorben,

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 06.11.2014 10:03

er Ruhe in Unfrieden,dieser Schlächter...

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( Kommentare)
am 06.11.2014 11:48

besser: er ruhe in frieden dieser schlächter.
aber so waren (und sind es noch heute) diese sogenannten adeligen.

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( Kommentare)
am 06.11.2014 10:03

oder wie ist der Begriff gemeint ? Jagen Wildschweinjäger Wildschweine oder sind sie selber....?

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