Das "Radio B 138" wird sogar in Finnland gehört
KIRCHDORF. Antennenjäger aus Vironlahti fingen Wellen des 150-Watt-Senders aus dem Kremstal ein.
Beim Funksalat der Radiowellen ist es die Stecknadel im Heuhaufen: Radio-Freaks aus Finnland haben mit ihren Antennen im hohen Norden jetzt eine Rundfunksendung des "Freien Radio B 138" aus dem Senderstudio in Kirchdorf empfangen und für ihr Archiv mit einem Rekorder aufgenommen.
Die Leistung des Senders von "B 138" mit nur 150 Watt kann sich nicht mit den Verstärkern der Mainstream-Sender wie jene des ORF messen. "Die gehen mit bis zu 100.000 Watt on air", sagt Julian Ehrenreich von "B 138". Es muss eine besondere Wetterlage geherrscht haben, dass die Luft die vergleichsweise schwachen Radiowellen des oberösterreichischen Kultur- und Bürgerradios bis nach Finnland getragen hat. Dort in einem Ort namens Poronniemi in der Gemeinde Vironlahti haben die Freunde Vesa Rinkinen, Ismo Kauppi, Tapio Kalmi und Harri Kujala in einer Ferienwoche ihren Antennenwald aufgebaut. An den ersten Tagen tat sich wenig im Äther, den die Radio-Freaks auf dem UKW-Band abtasteten. "Dann aber war der 9. Juni unser Glückstag", schrieb Tapio Kalmi in einem E-Mail, der das "Freie Radio B 138" über das Internet ausfindig machte. Die Finnen haben an diesem guten Empfangstag nicht nur bis nach Serbien hereingehört, sondern hatten plötzlich auch die "BBC Newshour" auf der Frequenz von "B 138" im Lautsprecher.
"Wir können als kleines Kulturradio nicht selber Weltnachrichten produzieren", erklärt Ehrenreich, "die hätten bei unseren Möglichkeiten nicht die nötige Qualität." Dafür stellt die britische BBC für kleinere Broadcaster fertige Nachrichtenblöcke über das Internet fertig und abspielbereit zur Verfügung. "Diese Sendung haben unsere Hörer in Finnland" aufgeschnappt. Das Soundfile vom Radioprogramm aus dem Kremstal ist für die finnischen Radio-Freaks um Tapio Kalmi ein ganz besonderes Beutestück. Nach den Gesetzen der normalen Reichweite hätte die Sendung aus dem Kremstal nie bis in den hohen Norden gelangen können.
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Das hat nichts mit der Wetterlage zu tun, sondern mit der Ionosphäre. Dort werden üblicherweise in 200 bis 400 km Höhe (F-Schicht genannt) Kurzwellen bis 30 MHz reflektiert und können so rund um den Erdball empfangen werden. Vor dem Internet war das die einzige Möglichkeit, Nachrichten aus fernen Ländern zu hören.
Es kann jedoch bei höherer Sonnenaktivität zu starken lokalen Ionisationen in ca. 110 km Höhe kommen. An diesen Ionenwolken (sporadische E-Schichte genannt) werden dann Ultrakurzwellen bis über 100 MHz reflektiert und können so in 1000 bis 2500 km Entfernung empfangen werden. Dieses Phänomen tritt fast nur im Sommer, aber relativ häufig auf und hält manchmal mehrere Stunden an. Früher konnte man bei uns, als im UKW-Bereich noch nicht so viele Sender waren, regelmäßig Radiostationen aus Spanien, Portugal, Süditalien, Griechenland, den britischen Inseln uns Skandinavien empfangen.
Man kann diese Überreichweiten-Signale übrigens mit jedem normalen Radio empfangen. Ich habe einmal in den 1990ern im Autoradio, als ich von der Steiermark heim fuhr, von Leoben bis Liezen fast durchgehend "Raidió na Gaeltachta", das gälische Programm des irischen Rundfunks gehört. Kein Wort verstanden, aber schöne irische Musik.