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Cyber-Stalker verfolgte auch sich selber: U-Haft

Von Hannes Fehringer, 20. November 2018, 00:04 Uhr
Cyber-Stalker verfolgte auch sich selber: U-Haft
Flucht vor einem Stalker: Wahlplakate des Steyrer Neos-Gemeinderates Pit Freisais in Garsten. Nächstes Opfer war der "Makerspace". Staatsanwältin Birgit Ahamer: Justiz verhängte U-Haft. (feh, Steyr Werke, Schwarzl) Bild: feh

Tatverdächtiger bezichtigte sich als "Gefährder" und vergällte Neos die Kandidatur bei Gemeinderatswahl in Garsten.

Die Staatsanwaltschaft lässt ein psychiatrisches Gutachten erstellen, um zu prüfen, ob der Tatverdächtige ganz bei Trost ist. Seit 16. Oktober sitzt Robert (34) – sein Vorname muss genügen, weil bei ihm die Möglichkeit einer Persönlichkeitsstörung besteht – in U-Haft. Sollten sich die Indizien und Fakten erhärten (es gilt die Unschuldsvermutung), dann hat die Polizei jenen Stalker ausgeforscht, der seit drei Jahren mit E-Mails überall seine Umgebung entnervt hat, wo er aufgetaucht ist.

Das böse Computerspiel hat mit den Gemeinderatswahlen in Garsten vor drei Jahren begonnen.Völlig aus der Luft gegriffen, wurden in E-Mails an einen weiten Verteilerkreis drei Kandidaten der "Neos", die erstmals bei der Gemeinderatswahl in Garsten antraten, Umtriebe bei Neonazis angedichtet. Einer der Kandidaten war Robert. Die Verleumdungen wurden immer ärger, bis die "Neos" das Handtuch warfen und ihre Liste zurückzogen.

Bemerkenswerterweise wurden Andeutungen des Stalkers immer treffsicherer. Der Verfolger wusste von seinen Opfern, wann sie ihr Mitagessen einnahmen und auf welcher Bank sie vor einer Stunde gesessen waren. Der Täter muss sie rund um die Uhr im Auge gehabt haben – oder, wie die Ermittler zu mutmaßen begannen, einer von den Betroffenen selber sein.

Mails bis zum doka-Konzern

Zu knacken war der Fall für die Garstener Polizisten und Spezialisten des Landeskriminalamtes trotzdem nicht, der Briefeschreiber hatte nie vergessen, die Herkunft seiner Mails durch ein Verschlüsselungsprogramm zu schleusen. Alle Spuren in dem Fall drohten zu versanden, da hatte plötzlich der Verein "Steyr Werke" im Museum Arbeitswelt eine Laus im Pelz. Von heute auf morgen quollen die Postfächer mit üblen Nachreden über. Böse Gerüchte wurden besonders über Robert verbreitet, der in der Bastlerwerkstätte aufgekreuzt war und angeboten hatte, das Computernetz des Vereins aufzurüsten. In den Mails fingierter Domains wie "kaffeschlürfer.com" oder "turnbeutel-vergesser.com", die die Polizei schon aus Garsten kannte, wurde vor Robert als "Gefährder" und "Brandstifter" gewarnt, der schon mehrere Liegenschaften abgefackelt haben soll. Zu diesem Zeitpunkt war den Ermittlern längst klar, dass hier einer anscheinend einen Spaß daran hat, sich selber als Schurken anzuprangern und sich selbst anzuschwärzen.

Wenn irgendwo in der Region verleumderische E-Mails auftauchten, fehlte Roberts Namen nicht. Den OÖNachrichten wurde am 12. Oktober in einem E-Mail eine Räubersgeschichte aufgetischt, wonach der "Chef eines mittelständischen Unternehmens im Raum Amstetten" namens Harald Ziebula geklagt habe, dass seine Firma von einem Hacker lahmgelegt worden sei und der Cyber-Terrorist erst für ein Lösegeld von 300.000 Euro die gesperrte EDV wieder freigegeben habe. Harald Ziebula ist im realen Leben kein Geringerer als der Generaldirektor des Amstettner doka-Konzernes. Das Mail endet: "Die Polizei hat später dann noch festgestellt, dass hinter dieser Cyber-Attacke wohl Robert ... aus ... steckt, die Ermittlungen gestalten sich aber schwierig."

Hausdurchsuchung, U-Haft

Es war eine der letzten dieser E-Mails. Die Welser Staatsanwaltschaft gab vier Tage später den Befehl, Robert als Tatverdächtigen in U-Haft zu nehmen. "Dem Verdächtigen wird Stalking vorgeworfen und Körperverletzung infolge des psychischen Leides, das seine Mails bei Opfern ausgelöst haben", sagt Staatsanwältin Birgit Ahamer. Weiters soll Robert eine gefälschte Sterbeurkunde ins Internet gestellt haben, was den Tatbestand der Urkundenfälschung erfülle. Bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des 34-Jährigen wurden Computer, Festplatten und andere Datenträger sichergestellt. Wie die OÖN von der Staatsanwaltschaft erfuhren, hat Robert lediglich gegen die Hausdurchsuchung Einspruch erhoben. Gegen die U-Haft habe er kein Rechtsmittel ergriffen.

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