Bürgermeister will Widersacher im Internet als Verleumder verklagen
Einer der Kritiker von Bürgermeister Gerald Hackl kämpft mit offenem Visier: Segafredo-Cafetier Werner Leschanowsky nimmt sich in Fernsehinterviews und in Leserbriefen kein Blatt vor den Mund, um Mängel zu benennen, die er in der Stadtregierung zu erkennen glaubt.
Meinungsverschiedenheiten mit dem Rathauschef nimmt Leschanowsky durchaus persönlich, weil ausgerechnet er Hackl vor der Gemeinderatswahl in einem "unabhängigen Komitee" unterstützt habe.
Unterdessen könnte sich Leschanowsky selber ohrfeigen, dass ihn seine Menschenkenntnis derlei im Stich gelassen habe: In einem Leserbrief an das Steyrer Webforum "e-steyr.com" rechnete er mit der Politik des Bürgermeisters ab. Der Rathauschef würde mit "Arroganz, Abgehobenheit" agieren und "ständig einfach drüberfahren". Diese angeblichen Eigenschaften des Bürgermeisters macht Leschanowsky an dessen Haltung zu den Schanigärten am Stadtplatz, dem neuen Einkaufszentrum am Tabor oder zu den von den Wirten selber angeregten Security-Patrouillen in der Altstadt fest.
Hackl hat sich jetzt in einem Anwaltschreiben zunächst einmal rechtlich gegen User gewandt, die Leschanowsky in ihren Postings beipflichteten und noch einigen Zündstoff nachgelegt hatten. Peter Freyka, Inhaber von "e-steyr.com", ist aber der Aufforderung nachgekommen, verfängliche Diskussionsbeiträge sofort zu löschen. Gegen das Internetforum sieht Hackl danach auch keinen Handlungsbedarf mehr: "Ich will keine Medienzensur, sondern mich nur wie jeder andere Staatsbürger gegen Ehrabschneidung wehren." Mit "e-steyr.com" seien alle Widrigkeiten aus der Welt geschafft.
Der Aufforderung des Medienanwalts, den Hackl und die Gemeinderäte der SP beauftragt hatten, die Namen der Poster preiszugeben, kam Freyka allerdings nicht nach. Hackl stört das einstweilen nicht. Nur gegen Leschanowsky will der Stadtchef weitere rechtliche Schritte einleiten: "Hier ist eine Grenze erreicht, die über Meinungsfreiheit hinausgeht."
Hintergrund
Kritik In Internetforen macht sich seit einiger Zeit mehr oder weniger qualifizierte Kritik an der SP-Rathausmehrheit und Bürgermeister Gerald Hackl breit. Einer der Wortführer ist der Segafredo-Cafetier Werner Leschanowsky (links), der sich von Hackl enttäuscht sieht. Er bescheinigt dem Bürgermeister „Arroganz“ und „Drüber fahren“, was sich beim Einkaufszentrum (EKZ) auf dem Tabor gezeigt habe. Hackl wiederum sieht sich Untergriffen ausgesetzt, die ihm Straftaten unterstellten. Dagegen wehrt sich der Rathauschef mit einem Medienanwalt. Persönliche Bereicherung hat Leschanowsky nirgendwo unterstellt, wohl aber Vereinbarungen der Stadt mit den EKZ-Betreibern kritisiert.
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