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Ausstellung über Kinderheime wurde eingemottet

Von Von Hannes Fehringer   14.Mai 2010

Ergraute Herren fallen einander in die Arme, tauschen Erinnerungen aus. Es sind nicht nur schöne Kindheitserlebnisse darunter und es ist kein übliches Klassentreffen im Pressezentrum des Alten Linzer Rathauses. Der Buchautor Jenö Alpár Molnár hat sein Buch „Wir waren doch nur Kinder“ präsentiert, seine in Erzählform gegossene Lebensgeschichte.

Die aktuelle Diskussion über Kindesmisshandlungen in der Fürsorge der Nachkriegszeit gibt den „ehemaligen Heimkindern“ im Saal spürbar Rückhalt. Der Rechtsanwalt Robert Nieporte aus Trier blättert mit Dokumenten das Versagen der Jugendwohlfahrt im Leben seines Klienten Molnár auf. Geburtsurkunde und andere Akten beweisen, dass der Bub Eltern hat. Trotzdem wird er ins Kinderheim gesteckt, nachdem er der Mutter von der US-Militärpolizei geraubt wurde. Molnár berichtet von Ohrfeigen, Faustschlägen und Fußtritten, mit denen die Schwestern in Neuhaus und Leonstein die Buben peinigen. Der Historiker Michael John, der 2003 im Auftrag des Landes die Geschichte der Landesfürsorgeheime für eine Wanderausstellung schrieb, stieß auf einschlägige Unterlagen, dass auch ältere Kinder als „Capos“ auf Geheiß der Erzieher über die Kleineren verfügten. Erst 1971 verbot eine Weisung des damaligen SP-Landesrates Rupert Hartl die Züchtigungen in den Heimen. Trotz weiteren Zielen in Deutschland und Wien mottete das Land Oberösterreich rasch die Wanderausstellung ein. „Vergessen ist eine negative Form der Erinnerung“, warnte der Publizistikprofessor Thomas Bauer, der selber Heimkind war.

Auch die Ansprüche auf Wiedergutmachung – für den Bau des Jugenderziehungsheimes Wegscheid mussten etwa die Zöglinge Fronarbeit leisten – finden noch wenig Gehör. Zumindest die Grünen, die den Vortrag über ihre Bildungswerkstätte veranstalteten, wollen weiter den Finger auf die Wunde legen, versprach die Landtagsabgeordnete Maria Wageneder.

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19. April 2024