Ausstellung über Kinderheime wurde eingemottet
Ergraute Herren fallen einander in die Arme, tauschen Erinnerungen aus. Es sind nicht nur schöne Kindheitserlebnisse darunter und es ist kein übliches Klassentreffen im Pressezentrum des Alten Linzer Rathauses.
Ergraute Herren fallen einander in die Arme, tauschen Erinnerungen aus. Es sind nicht nur schöne Kindheitserlebnisse darunter und es ist kein übliches Klassentreffen im Pressezentrum des Alten Linzer Rathauses. Der Buchautor Jenö Alpár Molnár hat sein Buch „Wir waren doch nur Kinder“ präsentiert, seine in Erzählform gegossene Lebensgeschichte.
Die aktuelle Diskussion über Kindesmisshandlungen in der Fürsorge der Nachkriegszeit gibt den „ehemaligen Heimkindern“ im Saal spürbar Rückhalt. Der Rechtsanwalt Robert Nieporte aus Trier blättert mit Dokumenten das Versagen der Jugendwohlfahrt im Leben seines Klienten Molnár auf. Geburtsurkunde und andere Akten beweisen, dass der Bub Eltern hat. Trotzdem wird er ins Kinderheim gesteckt, nachdem er der Mutter von der US-Militärpolizei geraubt wurde. Molnár berichtet von Ohrfeigen, Faustschlägen und Fußtritten, mit denen die Schwestern in Neuhaus und Leonstein die Buben peinigen. Der Historiker Michael John, der 2003 im Auftrag des Landes die Geschichte der Landesfürsorgeheime für eine Wanderausstellung schrieb, stieß auf einschlägige Unterlagen, dass auch ältere Kinder als „Capos“ auf Geheiß der Erzieher über die Kleineren verfügten. Erst 1971 verbot eine Weisung des damaligen SP-Landesrates Rupert Hartl die Züchtigungen in den Heimen. Trotz weiteren Zielen in Deutschland und Wien mottete das Land Oberösterreich rasch die Wanderausstellung ein. „Vergessen ist eine negative Form der Erinnerung“, warnte der Publizistikprofessor Thomas Bauer, der selber Heimkind war.
Auch die Ansprüche auf Wiedergutmachung – für den Bau des Jugenderziehungsheimes Wegscheid mussten etwa die Zöglinge Fronarbeit leisten – finden noch wenig Gehör. Zumindest die Grünen, die den Vortrag über ihre Bildungswerkstätte veranstalteten, wollen weiter den Finger auf die Wunde legen, versprach die Landtagsabgeordnete Maria Wageneder.
die Ablehnung der Politik sich den Vorwürfen zu stellen hat bei dieser Veranstaltung, mit Ausnahme von Frau Wageneder, wieder fröhliche Frechheit gefeiert. Die süffisante Art des "Unter den Teppich kehren", sich die Ohren zuzuhalten wird aber nicht mehr lange erfolgreich sein. Danke Herrn Fehringer und den OÖN für ihre Berichterstattung und dem Interesse. Es ist allerhöchste Zeit,dass uns ehemaligen Erziehungsanstalteninsassen in (öberösterreichischen) staatlichen Kinderkasernen Gerechtigkeit widerfährt.Ein Danke an alle die sich die Zeit genommen haben um an der Veranstaltung mitzuwirken.
Franz Josef Stangl Gleink, 1963 bis 1967
heimkind@chello.at