365 Engel posaunen in der Stiftskirche
GARSTEN. Ein Ministrant zählte vor 15 Jahren die Himmelsboten in der Garstener Kirche nach. Der Legende nach frohlockt jeden Kalendertag im Jahr ein Engel. Der Messdiener kam auf 320.
Die schweren Kirchentüren der Garstener Stiftskirche sind Pforten zum Himmel. Gleich beim Eingang begrüßen den Gottesdienstbesucher zwei in Stein gehauene Engel, die die Weihwasserbecken halten. "Verbrieft in schriftlichen Aufzeichnungen ist nichts", sagt Pfarrleiter und Pastoralassistent Stefan Grandy, "aber es ist so überliefert." Zumindest der Legende nach soll das mit Prunk der Barockzeit ausgestaltete Gotteshaus 365 Engel beherbergen, genauso viele, wie das Jahr Tage hat, für jeden einen.
Als Faktum, dass sich auf Fresken an den Wänden und an der Decke, als Holzstatuen an den Altären und an der Kanzel sowie als Gipsfiguren an den Säulen und Emporen wirklich haargenau 365 Engel tummeln, will das in der Diözese Linz niemand begreifen. "Es ist aber durchaus zu vermuten, dass die Erbauer der Kirche dieses Ziel angestrebt haben", sagt Diözesankonservator Hubert Nitsch. "Von der Nummer her gesehen bringt es dem Betrachter wenig", sagt der Kunstexperte, "vielmehr hat es eine Botschaft auf sich, worauf der Blick des Engels gerichtet ist und er vielleicht mit dem Finger hinzeigt."
Wie Grandy zu erzählen weiß, unternahm dennoch vor 15 Jahren ein Ministrant den Versuch, alle Himmelswesen in der Kirche zu erfassen und aufzulisten. Der Messdiener sei bei seiner Aufzählung auf immerhin 320 Exemplare, nicht aber genau auf die 365 Engel gekommen. Was nicht heißt, dass die Sage von einem Engel für jeden Jahrestag in Garsten nun als Fake überführt ist. Ungenau mache die Zählung schon einmal die Zuteilung, was überhaupt ein Engel sei. "Nehmen wir nur großflächige Himmelsboten in die Statistik auf, oder zählen wir auch kleine Miniaturenboten wie Putten als Engel mit", erklärt Nitsch. Einen wesentlichen Unterschied mache es auch, ob man die Engelsgestalten auf den Bildern mit den Skulpturen zusammenzählt.
"Das Wichtigste ist doch der Inhalt, die Glaubensaussage, die das Gotteshaus Gläubigen bei der Andacht vermittelt: Die vielen Engel hier, die Vielzahl und ihre Überfülle, dass es auffällt", sagt Grandy, "versinnbildlicht vor allem, dass Gott immer und überall ohne Zeit und Terminkalender in seiner Liebe für den Menschen da ist und der sich darauf verlassen kann."
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