So wird der Boden bei uns verbraucht

LINZ. Als Reaktion auf die Kritik am hohen Bodenverbrauch Oberösterreichs lieferte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) am Dienstag erst mal einen Überblick über die Raumordnung, um "ideologiebetriebenen Zahlenspielereien" ein Ende zu bereiten. Die Grünen, Neos und die SPÖ bleiben bei ihrer Kritik am zu hohen Bodenverbrauch.
LINZ. Als Reaktion auf die Kritik am hohen Bodenverbrauch Oberösterreichs lieferte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) am Dienstag erst mal einen Überblick über die Raumordnung, um "ideologiebetriebenen Zahlenspielereien" ein Ende zu bereiten.
Herausgekommen ist das "Raumbild Oberösterreich", das Fakten zur Flächenwidmung der vergangenen drei Jahre darstellt. Das Wichtigste: 0,8 Hektar werden laut Achleitner täglich an Bauland für Wohnbau, Betriebe, Krankenhäuser und Supermärkte gewidmet. Rund die Hälfte (0,4 Hektar) dieses "verbrauchten" Bodens werde tatsächlich versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht etwa aus Beton oder Asphalt überzogen. Zum Bauland kämen noch Verkehrsflächen.
Das ist immer noch weit weg von den Zahlen, die die Umweltorganisation WWF auf Basis der Daten des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen bzw. des Umweltbundesamts seit Jahren nennt. Zuletzt war Oberösterreich in dieser Reihung mit 4,25 Hektar täglichen Bodenverbrauchs das mit Abstand schlechtestgereihte Bundesland. Oberösterreich hatte (mit dem Gemeindebund) vehement das Bundesziel von maximal 2,5 ha pro Tag blockiert. "Es gibt diese eine Zahl nicht", so Achleitner, das Ziel von weniger Bodenversiegelung könne man mit einer einzigen Zahl nicht umsetzen.
Datenproblem
Der Grund für die unterschiedlichen Zahlen liege darin, dass die Länder Bodendaten unterschiedlich gehandhabt hätten, weshalb das Umweltbundesamt Anfang Dezember neue, bundesweit einheitliche Vergleichswerte vorstellen will. Oberösterreich schneide beim WWF-Vergleich auch deshalb besonders schlecht ab, weil "eine große Anzahl an Flächen als ,neu in Anspruch genommen‘ gewertet wurden, obwohl sich deren Nutzung in keiner Weise geändert hat", so der Landesrat. Streuobstwiesen im Innviertel wurden als Gärten oder Betriebsflächen neu eingestuft und als neuer Bodenverbrauch verbucht, wobei sie nicht anders genutzt werden als zuvor. Achleitner nennt Beispiele für die bereits umgesetzte Begrenzung des Flächenverbrauchs: keine neuen Supermärkte an der Peripherie (seit 2021), Bauland-Neuwidmung nur mit Baupflicht, ab 800 Quadratmeter Verkaufsfläche müssen Geschäfte dreistöckig gebaut werden.
Laut dem "Raumbild" besteht Oberösterreich zu 92,4 Prozent aus Wald, Grünland und Gewässern. 2,4 Prozent sind Verkehrsflächen, 5,2 Prozent gewidmetes Bauland. Letzteres sei zur Hälfte, also 2,6 Prozent der Landesfläche, tatsächlich versiegelt.
"Strickt weiter seine eigene Realität"
Die Grünen sehen in dieser Berechnung die "x-te Relativierung", das Land "strickt weiter seine eigene Realität", so Umweltlandesrat Stefan Kaineder. Ohne klare Obergrenze werde man eine Reduktion des Bodenverbrauchs nicht schaffen.
Die stellvertretende Neos-Landessprecherin, Nationalratsabgeordnete Karin Doppelbauer, zeigt sich im OÖN-Gespräch verwundert über die neuen Zahlen. "Wir werden das seriös beleuchten." Sie fordert einen bundesweiten Raumordnungsplan, um Fälle wie die umstrittene Widmung in Ohlsdorf zu verhindern. Weiters fordert sie eine eigene Energie-Raumplanung, die es bis dato nicht gibt, um die Flächen für Windräder oder Agri-PV-Anlagen bundesweit festzuschreiben. Sonst komme es dazu, dass sie nirgends gebaut werden dürfen, weil sie Wählerstimmen kosten.
Auch von der SPÖ-Raumordnungssprecherin Heidi Strauss kam Kritik: „Mit seinen Rechenbeispielen verspielt Landesrat Achleitner die Glaubwürdigkeit von Oberösterreich, denn Tatsache ist, dass wir mehr Boden verbrauchen, als wir sollten. Landesrat Achleitner muss endlich ins Tun kommen und den Flächenverbrauch in Oberösterreich reduzieren, anstatt mit Zahlen zu jonglieren. Projekte wie Ohlsdorf mahnen!“
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