So früh wie schon lange nicht mehr: Der Spargel ist da!

Von Herbert Schorn   16.April 2019

Rudi Lindinger und Matthias Ecker sind Spargelbauern mit Leib und Seele. "Der Spargelanbau macht uns große Freude. Die Nachfrage steigt", sagt Ecker. "Der Spargel ist für uns eine sichere Bank", ergänzt Lindinger.

Die Familien der beiden jungen Landwirte aus Pupping haben schon seit Mitte der 1990er-Jahre, als sie ihre Betriebe auf Spargel umstellten, eine außergewöhnliche Produktionsgemeinschaft: Sie betreiben den Spargelanbau gemeinsam. Der eine Hof stellte als langjähriger Gemüse-Produzent Know-how zur Verfügung, der andere Lager- und Produktionsstätten. Der Großteil des Spargels wird ab Hof an die Kunden oder an Restaurants verkauft. "Wir schätzen den Kontakt mit den Kunden", sagt der 20-jährige Rudi Lindinger. "Man bekommt direkte Rückmeldung und kann darauf reagieren. Das ist ganz anders, als nur Produzent zu sein."

Anbau in Folientunnel

Die Ernte für den Spargel hat heuer ganz besonders früh begonnen: "Wir sind um etwa zwei Wochen früher als üblich dran", sagt Landwirtschaftskammerpräsident Franz Reisecker. Grund dafür ist zum einen der milde Februar. Zum anderen neue Anbaumethoden: So wird ein Teil des Spargels in Folientunnels produziert. "Sie wirken wie kleine Glashäuser", sagt Landwirt Lindinger. Die Folien könnten bis zu zwölf Jahre eingesetzt werden, sagt Reisecker: "Und sie helfen, Unkraut und Schädlinge zu unterdrücken."

So früh wie schon lange nicht mehr: Der Spargel ist da!
Egal ob weiß oder grün: Seit Ende März wird in Oberösterreich Spargel geerntet.

Dank der steigenden Nachfrage wechseln auch in Oberösterreich nach wie vor Gemüsebauern zum Spargel – auch wenn der Umstieg wegen hoher Investitionskosten für Maschinen und einer zweijährigen Wartezeit bis zur Ernte nicht leicht ist. Derzeit gibt es hierzulande 16 Spargelbauern, die dieses Gemüse auf 123 Hektar anbauen. Im Vorjahr ernteten sie 445 Tonnen, etwa ein Fünftel der österreichischen Spargelproduktion. 90 Prozent davon werden direkt ab Hof verkauft.

Das ist auch auf dem Gartenlehnerhof der Familie Stöttinger in Leonding (Bezirk Linz-Land) der Fall. Ein Großteil des auf acht Hektar geernteten Spargels wird direkt vermarktet, der Rest geht an Wirte aus der Region und einen regionalen Supermarkt. Seit dem Vorjahr hat Betriebsführer Benedikt Leibetseder auf bio umgestellt.

"Man schmeckt die Herkunft"

Doch das temperaturempfindliche Gemüse hat auch seine Schattenseiten. Die Produktion ist arbeitsintensiv, weshalb oft Erntehelfer zum Einsatz kommen. Dass die Landwirte diese Helfer nun vermehrt einsetzen dürfen, sei ein wichtiger Schritt, sagt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (VP).

Doch die Lohn- und Lohnnebenkosten seien in Österreich im Vergleich zu den Nachbarstaaten noch immer zu hoch: "Diese Unterschiede sind für die Bauern eine Belastung und führen zu einer Wettbewerbsverzerrung." Qualität sei daher umso wichtiger: "Man schmeckt, woher der Spargel stammt."

 

OÖN-TV: Die Spargel-Saison 2019 startet

 

Lieber weiß oder grün?

Den Spargel gibt es in zwei Sorten: grün und weiß. Den Unterschied macht im Wesentlichen das Sonnenlicht. Weißer Spargel reift unter der Erde heran. Dafür werden Hügelbeete angelegt. Wenn sich erste Risse an der Oberfläche zeigen, werden die Sprossen mit einem speziellen Stecher von der Pflanze geschnitten. Der grüne Spargel wächst an der Oberfläche.

Die Pflanzen können acht bis zehn Jahre abgeerntet werden. Bis zur ersten Ernte dauert es zwei Jahre.

Genussgemüse

0,8 Kilo Spargel essen die Österreicher durchschnittlich pro Jahr – deutlich weniger als etwa die Deutschen oder die Schweizer. Besonders beliebt ist der gekochte weiße Spargel mit Butter, Kartoffeln, Butterbröseln und Schinken. Auch im Mühltalhof in Neufelden wird immer gerne und kreativ mit Spargel gekocht.

123 Hektar: So groß ist die Anbaufläche der aktuell 16 Spargelbauern in Oberösterreich. Sie ernteten im Vorjahr 445 Tonnen Spargel, der größere Teil davon (255 Tonnen) entfiel auf den grünen Spargel. In ganz Österreich wurden 2018 rund 3000 Tonnen Spargel produziert, am meisten in Niederösterreich. Auf Platz zwei folgt Oberösterreich.

6000 Tonnen Spargel werden pro Jahr in Österreich verzehrt. Die Hälfte davon wird im Inland produziert, der Rest wird importiert. Österreichweit stagniert die Größe der Anbauflächen, in Oberösterreich ist sie im Steigen begriffen.

 

Spargel: Das erste Gemüse vom Feld
Benedikt Leibetseder vom Stöttingerhof bei der Spargelernte

Spargel: Das erste Gemüse vom Feld

Heimisches Gemüse aus dem Glashaus gibt es schon länger in den Regalen der Märkte, jetzt kommen die ersten Sorten, die auf den Feldern geerntet werden, hinzu. Traditionell den Anfang macht der Spargel. „Rund um Ostern werden die ersten Radieschen, Kohlrabi und Frühlingszwiebeln geerntet“, sagt Stefan Hamedinger von der Landwirtschaftskammer. Auch der Rhabarber sollte bald geerntet werden können. Die nächsten Gemüsesorten frisch vom Feld sind Kopfsalat, Karfiol, Brokkoli und das Frühkraut. Anfang Mai sollten dann die ersten Karotten geerntet werden können.

 

 

Serie "Schau aufs Land"

Entdecken Sie mit uns die Schätze unseres schönen Bundeslandes, lernen Sie Oberösterreichs Naturtypen kennen und begleiten Sie uns im faszinierenden Jahreskreislauf der Natur.

Machen Sie mit bei der Initiative: als OÖN-Naturbeobachter, als Schau-aufs-Land-Gemeinde oder Schau-aufs-Land-Schule. Alle Details dazu sowie alle bisherigen Serienteile finden Sie auf nachrichten.at/natur