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"Sie hat mir das Leben gerettet"

Von Herbert Schorn   17.Oktober 2019

Es war am 10. April. Karl M. Sibelius sitzt mit einer Bekannten in einem Linzer Innenstadtlokal beim Essen. Plötzlich bringt er den Salat nicht mehr auf die Gabel, die Blätter fallen hinunter. Die Gliedmaßen werden taub, er fühlt sich unwohl. "Du, ich rufe jetzt besser die Rettung", sagt die Bekannte. Das ist das Beste, was sie tun kann. "Ich glaube, sie hat mir das Leben gerettet", sagt Sibelius später.

Ein Schlaganfall

Der damals 49-Jährige kommt sofort in den Neuromed-Campus des Linzer Kepler-Uni-Klinikums. Wenig später erfährt er dort die erschütternde Diagnose: Schlaganfall. "Die gesamte linke Körperhälfte war taub", erzählt Sibelius. "Alles weg." Todesangst durchfährt ihn. "Wenn es jetzt aus ist", fährt es ihm durch den Kopf. Ja, was eigentlich? "Dann habe ich ein tolles Leben gehabt, alle Höhen und alle Tiefen."

Erst als er an seinen Partner, die 14-jährige Adoptivtochter und seine beiden Pflegebuben (10, 2) denkt, erwachen seine Lebensgeister wieder. Noch in der Untersuchungsröhre ruft er sich den kompliziertesten Text ins Gedächtnis, den er in seiner Zeit als Schauspieler je sprach: "Adam Schaf hat Angst" von Georg Kreisler. Als er ihn fehlerfrei abrufen kann, ist Sibelius beruhigt: "Zumindest das Gehirn funktioniert noch."

Sibelius hat Glück. In der Zeit des Krankenhausaufenthaltes kommen alle Funktionen wieder zurück. Dennoch hat er danach ein unbestimmtes Gefühl: "Ich dachte, mein Herz ist gebrochen." Doch das kann auch daran liegen, dass er in den vergangenen Jahren viele Höhen und Tiefen erleben musste: Er war am Linzer Landestheater gefeierter Schauspiel- und Musicalstar, wurde Intendant am Theater an der Rott in Eggenfelden (Bayern), später Generalintendant am Theater in Trier (Rheinland-Pfalz). Doch dort gab es finanzielle Probleme, er wurde im November 2017 vom Stadtrat abgesetzt.

Singen als heilsame Kraft

Nun hielt er sich als Dozent an mehreren Hochschulen über Wasser, neben seiner Arbeit hatte er einige Studien absolviert und an der Linzer Kunst-Universität im Bereich Friedensforschung promoviert. Nach seinem Schlaganfall muss Sibelius pausieren, sich erholen. Die Herzschmerzen, die keine Ursache zu haben scheinen, machen ihm zu schaffen. Bei langen Spaziergängen im Mühlviertel entdeckt er die Freude am Singen wieder. Er besucht ein Seminar: "Heilsames Singen". Und plötzlich ist der Herzschmerz weg. "Da wurde mir klar, wie groß der Einfluss der Psyche auf den Körper sein kann", sagt Sibelius.

Jetzt hat der einstige Schauspieler eine Arbeit gefunden, in der er alle seine Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen kann. Seit Herbst leitet er an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich das Zentrum für psychosoziale Gesundheitsvorsorge (siehe Kasten). Ziel ist es, Lehrende, Studierende, aber auch Lehrer in der Weiterbildung für das Thema zu sensibilisieren. "Körperliche, geistige und soziale Gesundheit hängen eng zusammen", sagt Sibelius. "Das habe ich an meinem eigenen Körper erfahren."

Psychosoziale Gesundheitsförderung

Pädagogische Hochschule Oberösterreich hat neues Bundeszentrum.

Seit Herbst gibt es das Zentrum für Psychosoziale Gesundheitsförderung an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich. Leiter ist der ehemalige Schauspieler und Intendant Karl M. Sibelius, der neben seiner Arbeit mehrere Studien absolvierte und in den Bereichen existenzielle Pädagogik und Suchtprävention forscht. Er absolviert nun eine Ausbildung zum Psychotherapeuten in der Existenzanalyse.

Ziel des Zentrums ist es, die Gesundheitsförderung in Österreichs Schulen zu unterstützen. Damit sollen die Lebenskompetenzen der Schüler – und so ihre individuellen Bildungschancen – erhöht werden. Inhaltlich geht es unter anderem um die Präventionsarbeit für Mobbing und Gewalt, die Lehrkräfte sollten in emotionaler und sozialer Persönlichkeitsbildung geschult werden. Auch Forschungsarbeiten werden durchgeführt.

 

 

 

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