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Showdown in Enns: Als die "Jaga-Fritzl" von ihrem Fenster aus einen Wolf erlegte

Von Alfons Krieglsteiner, 22. Februar 2019, 00:04 Uhr
Showdown in Enns: Als die "Jaga-Fritzl" von ihrem Fenster aus einen Wolf erlegte
Das Foto der Jaga-Fritzl mit ihrer Beute wurde zum Motiv für eine Postkarte und fand weite Verbreitung.

ENNS. Heute vor 110 Jahren brachte eine 20-jährige Försterstochter in Enns-Enghagen einen der letzten Wölfe Oberösterreichs zur Strecke - und wurde zu einem Pin-up-Girl der Jagd.

"Ein Wolf bei Enns erlegt" – so titelte die Tages-Post, die Vorgängerzeitung der OÖNachrichten, am 25. Februar 1909. Im Mittelpunkt des Berichts stand eine junge Frau: die Försterstochter Friederike Bohuslav. Heute vor 110 Jahren, am 22. Februar 1909, hatte "d’Jaga-Fritzl", wie sie von ihren Freunden genannt wurde, in Enns-Enghagen einen Wolf "ins Blatt" getroffen – genau ins Herz. Bis heute der letzte dokumentierte Abschuss eines "Rohrwolfs", der kleineren Variante des Europäischen Wolfs, in Oberösterreich.

Showdown in Enns: Als die "Jaga-Fritzl" von ihrem Fenster aus einen Wolf erlegte
Das Präparat wird heute im Depot des ehemaligen Franziskanerklosters in Enns aufbewahrt. Bild: OON

Das Präparat wird heute im Depot des ehemaligen Franziskanerklosters in Enns aufbewahrt.

"Der Wolf! Der Wolf!"

Schauplatz des Showdowns war die Brücke an der Kuhwampe, einem Nebengerinne der Donau. Wo sich heute der Ennser Donauhafen befindet, stand vor 110 Jahren das Forsthaus, in dem später das Salzamt eingerichtet wurde (es wurde bei der Hochwassersanierung 2018 abgerissen).

Die 20-jährige Försterstochter hatte die Nacht auf einem Ball durchgetanzt. Gerade saß sie beim Frühstück, als ihr die Mutter von der Straße her aufgeregt zurief: "Der Wolf! Der Wolf!" Sofort war "Fritzl" hellwach. "Lass ihn net ins Lorcher Revier wechseln!", rief sie ihrer Mutter zu. Dann griff sie kurz entschlossen nach dem Gewehr an der Wand – dem neuen Kugelstutzen ihres Vaters, Kaliber 7,8 Millimeter, aus dem noch kein Schuss abgefeuert worden war.

Showdown in Enns: Als die "Jaga-Fritzl" von ihrem Fenster aus einen Wolf erlegte
Aus einem Fenster ihres Elternhauses hatte die Jaga-Fritzl den Schuss auf den Wolf abgegeben.

Aus einem Fenster ihres Elternhauses hatte die Jaga-Fritzl den Schuss auf den Wolf abgegeben.

Durch das offene Fenster legte sie auf den 50 Meter entfernten Wolf an, dem sich ihre Mutter in den Weg gestellt hatte. Erst beim dritten Versuch löste sich der tödliche Schuss. Der Wolf machte noch einige Sätze, blieb liegen und verendete. "Die Nachricht davon blieb wochenlang Tagesgespräch im ganzen Land", sagt der Ennser Heimatforscher und Ex-Politiker Gottfried Kneifel (70), der persönlich mit dem weiteren "Schicksal" des Wolfes verknüpft ist.

Das kam so: Auf Weisung des Jagdherrn Graf Hohenlohe wurde "Fritzls" Wolf dem Linzer Tierpräparator Franz Lehner übergeben. Das ausgestopfte Präparat überließ Hohenlohe dem Museumsverein Lauriacum. 1965 wurde es zur Restaurierung ins Linzer Landesmuseum gebracht. Das nutzte der damalige Museumsanthropologe, um den Kopf des Präparats durch einen Hundekopf zu ersetzen. Das Original verschwand im Depot in Linz. Doch Kneifels Vater Herbert, Kustos des Museums Lauriacum, entdeckte den "Fake". Auf Intervention des späteren Landeshauptmanns Josef Pühringer gelang es ihm, das 1,25 Meter lange, 55 Zentimeter hohe Präparat wiederherzustellen. Seit 1980 wird es im Depot des früheren Franziskanerklosters, einer Zweigstelle des Ennser Museums, aufbewahrt. "Nach Fertigstellung des für nichtrömische Funde bestimmten Museums in Schloss Ennsegg wird es dort der Öffentlichkeit präsentiert", sagt Gottfried Kneifel.

"Fritzl" auf der Postkarte

Die Jaga-Fritzl erhielt vom Museumsverein eine Ehrengabe von zehn Kronen. Viel Geld, wenn man bedenkt, dass das Jahresgehalt ihres Vaters 32 Kronen betrug. Von ihren männlichen Kollegen wurde sie mit neidischen Augen angesehen. Sie habe nur einen Hund erlegt, hieß es. Und drei Schüsse habe sie auch gebraucht. Doch davon ließ sie sich nicht beirren. Im Foto-Atelier Kaldoni in Linz posierte sie für ein Postkartenmotiv: ein Pin-up-Girl, das Gewehr in der Hand, den toten Wolf zu ihren Füßen. Ihr Leben endete tragisch: Zwei Jahre später hatte sie im Revier zwei Rehböcke erlegt. Erhitzt von den Jagd, nahm sie ein paar Schluck vom Donauwasser. Eine Woche später starb sie an Typhus.

So berichtete die Tagespost am 25. Februar 1909

Wolf in der Tagespost Teil 1
Bild: tagespost

 

Wolf in der Tagespost Teil 2
Bild: tagespost

 

 

Wolf in der Tagespost Teil 3
Bild: tagespost

 

 

Hier wurde einer der letzten Wölfe erlegt:

 

 

Der Wolf streift wieder durch Oberösterreich

Der Wolf, den die Jaga-Fritzl vor 110 Jahren zur Strecke brachte, war aus der Steiermark zugewandert. Es handelte sich um einen "Rohrwolf", jene besonders seltene Wolfsvariante, die sich ihren Lebensraum – Auwälder und ufernahe Bereiche – mit ihrer bevorzugten Beute, dem Hirsch, teilte.

Die vorangegangenen Wolfsabschüsse im 19. Jahrhundert datieren aus den Jahren 1834 (Schöneben bei Freistadt), 1836 (St. Oswald bei Freistadt), 1854 (Königswiesen) und 1882 (Frankenburg). Doch auch im 20. Jahrhundert sind noch Wolfsabschüsse dokumentiert: 1957 in Holzschlag (das Präparat befindet sich im Landesmuseum), 1996 in Niederkappel und zuletzt 2002 auf der Rettenbachalm bei Bad Ischl. Dort hatte ein Jäger den Wolf mit einem wildernden Hund verwechselt. In allen Fällen handelte es sich um Durchzügler. Das letzte in Österreich "geborene" Rudel im steirischen Wechselgebiet war hingegen schon 1882 erloschen.

1996 wurde der Wolf in die Europäische Artenschutzkonvention aufgenommen. Er gilt als jagdbares Wild, ist aber ganzjährig geschont. Seit 15 Jahren lässt er sich in Österreich wieder häufiger blicken. 30 Wölfe gibt es heute bundesweit, fünf bis zehn in Oberösterreich. Im Bezirk Freistadt dürfte sich im Vorjahr ein Rudel etabliert haben, zwei weitere gibt es im angrenzenden Waldviertel.

Die Freude ist nicht ungeteilt. Denn im Vorjahr häuften sich auch in Oberösterreich Meldungen über tote Schafe, vor allem im Raum Liebenau und Weitersfelden. Die Möglichkeit, den Wolf zu "vergrämen", wurde vom Landesverwaltungsgericht aufgehoben.

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Autor
Alfons Krieglsteiner
Redakteur Land und Leute
Alfons Krieglsteiner
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12  Kommentare
12  Kommentare
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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 22.02.2019 10:25

Typisch Jäger - auch noch stolz darauf sein, Tiere zu töten.

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am 22.02.2019 10:39

....und auch die Fleischhacker !

täglich Millionen Tiere,
und das z. T. nach qualvollem Transport.

Ich bin zwar auch kein besonderer Freund der Jagd,
aber ein großer Freund des Wildbrets.

Ein Jäger hat mir das einmal so erklärt:
Ein Tier lebt ungetrübt sein Leben, bis..... bumm -
und dann ist es Tod.

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Proking (2.660 Kommentare)
am 22.02.2019 12:17

Enns und Amstetten sind nur wenige km voneinander entfernt.
Fritzl - ein toller Familienname.

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am 22.02.2019 13:01

Weil sie eine Frau gewesen ist,
müßte es eigentlich Fritzi heißen -

mit Familienname Bohuslav.

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am 22.02.2019 10:18

Wenn der Wolf zurück kommt,
brauchen wir wieder eine Jaga Fritzi.

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brainpain (1.725 Kommentare)
am 22.02.2019 08:39

Na do gabats heutzutage einen shitstorm, wenn das Bild im Facebook wäre zwinkern.

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am 22.02.2019 12:57

So hat eben jede Zeit ihre Helden.

Heute ist es, nicht weit entfernt davon der Mann,
der auf den Einbrecher geschossen hat.

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Federspiel (3.495 Kommentare)
am 22.02.2019 07:46

Yeah! Möge das Jägerbashing beginnen! Wir alle tragen die Erbschuld!

Gestern ein Reality Check auf FM 4: Die Wölfe in Österreich und Deutschland vermehren sich explosionsartig. In Deutschland rechnet man mit ein paar tausend Exemplaren, vor allem in den millitärischen Sperrgebieten.
Tja, langsam wird es eng bei der Vermehrungsrate.

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iorr2010 (535 Kommentare)
am 22.02.2019 07:12

Und das Traurige an der Geschichte: gescheiter sind die Jäger (und manche Journalisten) in Ihrer Begeisterung fürs Töten, darauf stolz sein und darüber berichten, in den letzten 110 Jahren auch nicht geworden.

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Katzenkoerberl (1.838 Kommentare)
am 22.02.2019 07:11

Im Originaltext steht aber dass der Wolf in den Abendstunden erlegt wurde.... ich bitte um mehr Genauigkeit!

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martina22 (375 Kommentare)
am 22.02.2019 07:07

Weidmannsheil!!!!

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il-capone (10.371 Kommentare)
am 22.02.2019 14:22

Treiber erlegt ? grinsen

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