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"Selbst Volksschulkinder melden sich schon wegen Mobbings bei uns"

Von OÖN   19.März 2019

Prügel auf dem Schulweg, Ausgrenzung in der Klasse, Demütigungen in sozialen Medien: Immer wieder werden Kinder und Jugendliche zu Opfern von Mobbing. Von den mehr als 3000 Beratungen, die die Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ (Kija) im Vorjahr durchführte, beschäftigten sich rund 1000 mit derartigen Vorkommnissen. Damit ist Mobbing der häufigste Grund, warum sich die Betroffenen selbst, ihre Eltern oder Lehrer an die Kija wandten.

"Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer noch höher ist", sagt Oberösterreichs Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger, die am Montag gemeinsam mit Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) den Tätigkeitsbericht ihrer Einrichtung vorstellte. Denn häufig würden sich Opfer aus Scham niemandem anvertrauen. Die Grenzen zwischen Cybermobbing und Schikanen in der Realität würden verschwimmen, sagt Winkler-Kirchberger: "Meistens trifft beides zu."

Betroffen sind auch schon kleine Kinder: "Die Jüngsten, die sich bei uns melden, sind acht Jahre", sagt die Jugendanwältin. "Bei Jüngeren rufen meistens die Eltern an. Mobbing gibt es auch schon in der Volksschule."

 

 

Angst und Schlaflosigkeit

Die Folgen können schwerwiegend sein: Die Kinder und Jugendlichen ziehen sich zurück, sie leiden unter Schulangst, können unter anderem Schlafstörungen entwickeln und krank werden. "Das kann bis zum Suizid gehen", sagt Winkler-Kirchberger. Selbst wenn es nicht bis zum Schlimmsten kommt: "Manche leiden bis zum Erwachsenenalter unter dem, was ihnen widerfahren ist."

Umso wichtiger sei es, dass die Kinder und Jugendlichen rasch Hilfe erhalten. Die Kija bietet daher kostenlose Psychotherapie für die Betroffenen an. Die Nachfrage danach steige ständig. Das gilt auch für die Präventionsworkshops, die etwa in Schulklassen durchgeführt werden. "Bewusstseinsbildung spielt eine entscheidende Rolle", sagt Gerstorfer. "Man muss Jugendlichen vermitteln, wohin Mobbing führen kann, was es für Betroffene bedeutet, ständig gedemütigt zu werden. Das ist nicht allen bewusst."

In den Einzelberatungen arbeitet die Kija auch mit dem Umfeld der Kinder und Jugendlichen zusammen. "Oft sind Eltern mit der Situation überfordert", sagt Gerstorfer. Für die Betroffenen selbst sei es wichtig zu wissen, dass die Beratungen der Kija vertraulich und kostenlos sind. Und auf Wunsch auch anonym.

3 Fragen an...

3 Fragen an Christine Winkler-Kirchberger

Kinder- und Jugendanwältin des Landes Oberösterreich

Die Juristin erklärt, auf welche Signale Eltern achten sollten und wie sich das Internet auf Mobbing auswirkt.

Welche Anzeichen sollten Eltern hellhörig werden lassen, dass ihr Kind von Mobbing betroffen sein könnte?

Wenn sich das Kind beispielsweise immer mehr zurückzieht, nicht mehr in die Schule gehen will, nicht mehr zu Partys eingeladen wird, seine außerschulischen Aktivitäten einschränkt. Es ist wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu seinen Kindern zu haben, zum einen, um solche Veränderungen zu bemerken, zum anderen, damit das Kind mit den Eltern spricht, wenn es ihm schlecht geht. Gerade Jugendliche reden ja nicht mit jedem über ihre Probleme.

Haben soziale Medien die Hemmschwelle hinsichtlich Mobbing sinken lassen?

Ja, den Eindruck haben wir schon. Abwertende Sprache ist sehr verbreitet im Internet. Und: Wenn ein Kind früher in der Schule schikaniert wurde, hatte es zuhause wenigstens Ruhe. Jetzt kann das Mobbing via Smartphone praktisch rund um die Uhr weitergehen.

Wohin kann Mobbing für die Betroffenen führen?

Das kann sogar bis zum Suizid gehen. Darum ist es umso wichtiger, dass die Betroffenen möglichst rasch Hilfe erhalten.

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20. April 2024