Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Sein Ziel ist nicht nur der Gipfel

Von Gabriel Egger   19.Juni 2019

Die Liste ist überschaubar. Der Seewalchner Willi Bauer hat es geschafft und auch Gerlinde Kaltenbrunner blickte aus 8611 Metern Höhe auf die Hochflächen von Pakistan und China. Alfred Imitzer aus Spital am Pyhrn erreichte 1986 zwar den Gipfel des K2, kam aber nicht mehr lebend zurück.

Heute bricht Max Berger zum zweithöchsten Berg der Welt auf. Vom beschaulichen Almtal aus, wo er in Grünau, unter den Nordwänden des Toten Gebirges, sein Basislager aufgeschlagen hat.

Der 50-Jährige will der vierte Oberösterreicher werden, der nach wochenlangen Entbehrungen zwischen Fels und senkrechten Eisabbrüchen zum Gipfel klettert. Doch dort ist sein Ziel noch nicht erreicht. Das große Abenteuer beginnt für ihn erst, wenn sich alle anderen Bergsteiger bereit für den Abstieg machen.

Denn Max Berger will fliegen. Eigentlich will er gleiten. Mehr als 3500 Meter tief, zurück ins Basislager.

In 30 Minuten zurück ins Tal

Der Grünauer wäre der erste Mensch, dem ein Gleitschirmflug vom K2, der als schwierigster aller 14 Achttausender gilt, gelingt. Statt in zwei Tagen, hätte Berger in nur 30 Minuten wieder sicheren Boden unter den Füßen. Und auch schwer tragen müsste er nicht: Gurt und Gleitschirm wiegen nicht mehr als ein Kilo.

Doch dafür muss alles passen. Die körperliche Verfassung Bergers, der ohne künstlichen Sauerstoff über die "Abruzzi-Route" aufsteigen will. Und vor allem das Wetter. Der Wind muss nicht nur aus der richtigen Richtung wehen, er darf auch nicht zu stark sein. "Zehn bis 20 km/h maximal", sagt Berger. Und das an einem der unwirtlichsten Orte der Welt. "Ich glaube trotzdem, dass meine Chancen nicht so schlecht stehen. Es gab bereits Gipfeltage, an denen ein Flug wunderbar geklappt hätte", sagt der 50-Jährige, der zehn Jahre lang als Bergführer gearbeitet hatte, bevor er die Geschäftsführung von "Petzl Österreich", einem Hersteller von Bergsportausrüstung, übernahm.

Dass Berger überhaupt einmal zu einer Achttausender-Expedition aufbricht, war lange undenkbar. "Als ich vor einigen Jahren zum Klettern in Pakistan war, habe ich die Bergsteiger gesehen, die aus dem Basislager des K2 zurückgekommen sind. Bei den ganzen frustrierten Gesichtern ist mir die Lust schnell vergangen", erinnert sich Berger.

Vorbereitung im Zelt zu Hause

Doch dann kam dem Vater von zwei Kindern die "Geschichte mit dem Gleitschirm" in den Sinn. "Es ist nicht das Gefühl, auf einem Achttausender zu stehen, das mich antreibt. Es ist der Gedanke an den Augenblick, wenn der Wind passt und ich über diesen hohen Gipfel gleite", sagt Berger.

Und trotzdem will Berger heuer nicht nur einen Achttausender erreichen. Damit am K2 alles reibungslos und vor allem schnell abläuft, wird er sich zuvor auf dem benachbarten Broad Peak (8051 Meter) akklimatisieren. Die Höhenanpassung hat bei Berger aber bereits vor acht Wochen begonnen. Zu Hause im Almtal. Berger schlief in einem sogenannten "Hypoxiezelt", das mittels Generatoren eine Höhe von mehr als 7000 Metern simulieren kann. Es soll die Dauer der Expedition auf rund vier Wochen verkürzen.

Die Idee stammt vom Tiroler Reiseveranstalter "Furtenbach Adventures", für den Berger am K2 als Expeditionsleiter fungieren wird. Neben ihm werden auch noch vier weitere Bergsteiger, die von einheimischen Bergführern unterstützt werden, unterwegs sein.

Ende Juli will Berger wieder zurück in Grünau sein. Dann habe er erstmal genug vom Schnee. Er werde sich wieder seiner Lieblingsbeschäftigung widmen, dem Klettern auf der Nordseite des Priels. Aber nur bis zum nächsten Sommer. Dann ruft der Mount Everest.

copyright  2024
28. März 2024