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"Schonzeit für Einheimische"

Von (nieg/ebra/kri//jp)   30.Jänner 2019

Einmal standen Touristen sogar während des Unterrichts in seiner Klasse und zückten die Kameras: Der ehemalige HTL-Lehrer und einstige Totengräber Friedrich Idam hat die Eindämmung des Massentourismus in der Salzkammergutgemeinde zum kommunalpolitischen Programm gemacht: Mit seiner Liste "Bürger für Hallstatt" erreichte er 2015 fast 28 Prozent. Dass Hallstatt nun mit einer Limitierung der Reisebusse dem Ansturm Grenzen setzt (die OÖN berichteten), begrüßt Idam als "guten ersten Schritt". Es sollten aber weitere folgen: Etwa eine tägliche Bussperre von 17 Uhr bis 10 Uhr.

Eine "Schonzeit für Einheimische", in der "man ganz normal leben kann", wäre das, sagt Idam. Dann träfe man auf der Straße wieder bekannte Gesichter oder könne Begräbnisse "mit Würde", weil ohne fremde Zuseher, begehen.

Drohnen vor dem Fenster

Andere Bewohner der Marktgemeinde berichten von Drohnen vor ihren Fenstern und Barrieren, die sie aufstellen müssen, um Touristen daran zu hindern, ihren Garten zu betreten. Die Zahl der Reisebusse zu begrenzen, sei daher richtig, sagt Jörg Zimmermann, der ehemalige Direktor der HTL Hallstatt. Gäste, die länger bleiben, sollten bevorzugt Zutritt erhalten, fordert Zimmermann.

Verena Lobisser verdient ihr Geld mit Touristen. Doch selbst die Betreiberin des Hotels Bräugasthof begrüßt das Einschreiten. "Gut, dass endlich etwas passiert", sagt sie. "Die Touristenmassen sind nicht nur für die Bevölkerung eine Belastung, sondern auch für den Qualitätstourismus." Auch Pamela Binder, Tourismusdirektorin im Inneren Salzkammergut, steht hinter den Maßnahmen. "Allerdings dürfen wir nicht alle Tagesbesucher über einen Kamm scheren", sagt sie. "Es gibt viele Tagesgäste, die mit dem Schiff fahren, die Salzwelten sowie das Museum besuchen und Geld in der Gastronomie lassen. Die sind für Hallstatt sehr wichtig. Grenzen setzen müssen wir bei Bustouristen, die nur eine halbe Stunde hier sind und dann weiterfahren."

OÖN-TV: Lokalaugenschein in Hallstatt

Achleitner: "Nicht dramatisieren"

Bürgermeister Alexander Scheutz (SP) hofft, wie berichtet, dass durch die Limitierung der Reisebusse die Zahl der Tagesgäste um bis zu 30 Prozent sinkt. Tourismuslandesrat Markus Achleitner (VP) hält den Ansatz für "vielversprechend". Denn: "Eine Überhitzung geht zu Lasten der Qualität der Angebote." Man sollte, sagt Achleitner, "trotzdem nicht dramatisieren, weil wir noch weit weg sind von internationalen Hotspots."

Ärger bei Busunternehmern

Wenig Freude mit der geplanten Bus-Kontingentierung hat Josef Weiermair, Fachgruppenobmann der Sparte Autobus, Luftfahrt und Schifffahrt in der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

Es sei schlichtweg "unfair", wenn künftig heimische Busunternehmer mit den Billiganbietern von Städterundfahrten offensichtlich um die Stellplätze buhlen müssten. "Hier zahlen diejenigen drauf, die eigentlich mehr Zeit in Hallstatt verbringen und auch die Gastronomie nutzen würden", sagt er.

"Ich bin nach wie vor sehr gerne in Hallstatt", sagt der in Bad Aussee lebende Schriftsteller Alfred Komarek: "Aber seltener als früher." Auch ihn schreckt der Massentourismus ab. "Es sind Menschen aus einem anderen Kulturkreis, die nicht verstehen, dass sie lästig werden, wenn sie einfach die Gärten betreten und durch die Fenster schauen."

Dagegen könne nur Aufklärung helfen. Sein Vorschlag: Eine kurze, gut gemachte Infobroschüre, die an die Gäste noch im Bus verteilt wird: "Wenn gewünscht, arbeite ich gerne mit."

Aufklären würden auch Hinweistafeln in vielen Sprachen. Inhalt: "Sie betreten den Lebensraum von Menschen, die ein Privatleben haben. Nehmen Sie bitte Rücksicht!"

Lesen Sie dazu auch: Leitartikel von Markus Staudinger

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29. März 2024