Schnee über Schnee: Mehrere Skigebiete in Oberösterreich bleiben gesperrt

Von René Laglstorfer   14.Jänner 2019

Die Lifte in Hinterstoder waren weitgehend geöffnet. Auf der Wurzeralm war zwar Betrieb, aber etliche Lifte blieben gesperrt. Am Krippenstein hingegen standen alle Anlagen und die Abfahrten waren nicht geöffnet. Im Skigebiet Dachstein-West war nur ein Teil der Lifte aktiv. Hinzu kam, dass dieses Skigebiet von Oberösterreich aus nicht erreichbar war, weil die Pass Gschütt Bundesstraße (B166) zwischen Bad Goisern und Gosauzwang bzw. auch zwischen Gosauzwang und Gosau gesperrt blieb. Einen Überblick über alle aktuellen Straßensperren im Land finden Sie hier.

In den Mühlviertler Skigebieten Hochficht und Sternstein, wo in der Vorwoche ungestörter Skibetrieb geherrscht hatte, scheiterte das Skifahren am Montag ebenfalls an den Zufahrtsstraßen: Nachdem diese gesperrt worden waren, standen auch die Lifte still.

Weiterhin Lawinenwarnstufe vier

Am Montag hat in Oberösterreichs Bergen weiterhin Lawinenwarnstufe vier gegolten. Es wurde erwartet, dass die Situation angespannt bleibt und die Gefahr erst in einigen Tagen zurückgeht. In den mittleren und tiefen Höhenbereichen spitzte sich die Lage weiter zu, weil der Schnee durch Regen und mildere Temperaturen immer schwerer wurde. 

Rund 1.000 Feuerwehrleute standen am Montag im gesamten Bundesland im Einsatz, vor allem um Dächer vom durch den Regen immer schwerer werdenden Schnee zu befreien. Hauptarbeitsgebiete waren Gosau (Bezirk Gmunden) und Rosenau (Bezirk Kirchdorf). Aus den anderen Landesteilen wurden dorthin Feuerwehrleute entsandt um zu helfen.

Video: Rosenau kämpft mit schwerem Schnee

Bäume stürzen fast im Minutentakt um

"Fast im Minutentakt stürzen bei uns Bäume unter der Schneelast um. Keiner verlässt mehr sein Haus, weil es draußen lebensgefährlich ist", sagte Clemens Schuhmann. Der OÖN-Redakteur war gestern wie fünf seiner Nachbarn unterhalb des 685 Meter hohen Koglerauspitzes in der nördlichsten Ortschaft der Gemeinde Puchenau eingeschlossen.

Weitere kleinere Orte, insbesondere entlang der Leonfeldner Straße (B126) im Bezirk Urfahr-Umgebung, waren wegen umgeknickter Bäume von der Außenwelt abgeschnitten, darunter auch die 30-Einwohner-Ortschaft Kronabittedt in der Gemeinde Kirchschlag. "Ich kann derzeit nicht mehr zu meiner Familie fahren und bleibe nach Dienstschluss im Landesfeuerwehrkommando über Nacht", sagte Markus Mayr, stellvertretender Kommandant der Feuerwehr Kronabittedt. Er rät Betroffenen, am besten daheim zu bleiben.

Schnee über Schnee: Entspannung frühestens morgen
Viel Schnee auf Dächern

Halbe Tonne pro Quadratmeter

Wegen der hohen Lawinengefahr mussten die Straßenverbindungen nach Hallstatt und Obertraun gesperrt werden. Die beiden Tourismusorte waren nur per Zug erreichbar.

Am schlimmsten betroffen vom Schneechaos waren jedoch erneut Salzburg und die Steiermark. Dort wurden insgesamt rund 7500 Menschen eingeschlossen. Allein in Rauris im Pinzgau saßen 3000 Einwohner und 2000 Gäste fest, weil eine Landesstraße wegen einer drohenden Lawine gesperrt werden musste, die nicht abgesprengt werden konnte.

Video: In Oberösterreich sind in den letzten Tagen 20.000 Helfer im Einsatz gewesen. Auch am Sonntag in den frühen Morgenstunden rückten wieder Hunderte aus.

 

In den Bezirken Kirchdorf und Gmunden arbeiteten gestern mehr als 1500 Einsatzkräfte, darunter 1100 Feuerwehrleute, 400 Soldaten sowie Polizeischüler, fieberhaft daran, Dächer von der Schneelast zu befreien, bevor es erneut zu schneien beginnt. "Auf den Dächern befinden sich teilweise über zwei Meter Schnee. Das kann eine Schneelast von bis zu 500 Kilogramm pro Quadratmeter bedeuten", sagte Oliver Deutsch vom Bezirksfeuerwehrkommando Wels-Land, das in Windischgarsten Katastrophenhilfe leistete.

Dach von 24.000 Kubikmetern Schnee befreit

Da in den kommenden Tagen Regen gemeldet wurde, standen am Samstag 250 Feuerwehrleute aus den Bezirken Linz-Land, Grieskirchen, Gmunden sowie das Bundesheer in Ebensee im Einsatz.

Neben den Einsatzschwerpunkten im Mühlviertel und dem südlichen Bergland waren 73 Feuerwehrleute aus Schärding auch im benachbarten Bayern im Einsatz, um Dächer von der Schneelast zu befreien.

Denn laut der Meteorologin Claudia Riedl ist mit weiterem Neuschnee zu rechnen. Heute Nachmittag wird der Regen verbreitet in Schneefall übergehen. Oberhalb von 1500 Metern können 40 Zentimeter Neuschnee hinzukommen. Entspannung ist frühestens morgen in Sicht. Gegen Mittag soll es aufhören zu schneien. "Am Mittwoch und Donnerstag bekommen wir perfektes Skifahrer-Wetter mit Sonnenschein und ohne Wind", sagte Riedl.

Lawinengefahr bleibt hoch

Allerdings bleibt die Gefahr von spontan abgehenden Lawinen in Oberösterreich groß. "Wir raten dringend davon ab, sich im freien alpinen Gelände aufzuhalten", sagte Stefan Reinbacher vom Lawinenwarndienst Oberösterreich. Schneebretter könnten jederzeit von einer Person ausgelöst werden. "Bereits ein Mini-Schneebrett von zehn mal 20 Meter mit einer Schneedicke von nur 50 Zentimeter hat ein Gewicht von 25 Tonnen", sagte Thomas Pflügl, Landesalpinreferent des Österreichischen Alpenvereins.

Frühestens am Donnerstag könnte die hohe Lawinengefahr langsam zurückgehen. "Aber das dauert noch, bis sich das Ganze setzt und beruhigt", sagte Reinbacher.

> Video: Regen lässt Lawinengefahr steigen

 

"Gis ist derzeit das Ende der Welt"

LICHTENBERG. „Was der Borkenkäfer nicht geschafft hat, macht jetzt der Schnee“, sagt Rudolf Radler, Kommandant der Feuerwehr Lichtenberg, die im Dauereinsatz ist.

Hunderte Bäume sind in der 2600-Einwohner-Gemeinde nahe Linz in den vergangenen Tagen unter der Schneelast umgestürzt, Baumwipfeln brechen ab wie Streichhölzer. „Wir räumen laufend Bäume von blockierten Straßen weg, auch in der Nacht. Dennoch ist die Benutzung von zwei Verkehrswegen derzeit einfach zu gefährlich“, sagt Radler. Gestern wurde die Geitenedtstraße gesperrt. Damit muss der gesamte Durchzugsverkehr zwischen Kirchschlag und Lichtenberg einen etwa drei Mal so langen Umweg über den Haselgraben in Kauf nehmen.

Noch schlimmer hat es fünf Haushalte auf der Gis erwischt: „Dort oben ist derzeit das Ende der Welt. Seit Freitag ist die Gis-Straße gesperrt, die Bewohner sind eingeschlossen“, sagt der FF-Chef.