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Ein Garten, in dem es 2000 Sorten Äpfel und Birnen gibt

Von Alfons Krieglsteiner, 24. April 2019, 00:04 Uhr
Ein Garten, in dem es 2000 Sorten Äpfel und Birnen gibt
Fritz Stöger vor einem Birnbaum, der sich an der Hausmauer emporrankt. Bild: privat

GASPOLTSHOFEN. Wissen Sie, was ein Sternapi ist? Oder eine Schweizer Hose? Wenn nicht, dann fragen Sie Fritz Stöger!

Denn der 64-Jährige ist ganz in seinem Element, wenn er erklärt, dass der Sternapi eine Urapfelsorte ist, deren Ursprung auf die Römerzeit zurückgeht, und die Schweizer Hose eine Birnensorte des 18. Jahrhunderts, deren gestreifte Früchte an die Uniformhosen der Schweizer Garde erinnern.

"Sammler sind die leidenschaftlichsten Menschen", sagt der Kulturphilosoph Walter Benjamin (1892–1940). So ein Sammler ist auch Fritz Stöger. Seine Leidenschaft gilt der Pomologie, der Lehre von den Obstsorten. 5000 Apfel- und Birnensorten gibt es europaweit, und 2000 hat er daheim in Hörbach in der Gemeinde Gaspoltshofen (Bez. Grieskirchen) in drei Obstgärten auf starkwüchsigen Unterlagen veredelt: zwei Drittel sind Äpfel, ein Drittel Birnen.

Vor 30 Jahren hat er damit begonnen, "seither wächst es so dahin", sagt er. Die Objekte seiner Begierde, die Edelreiser, tauscht er mit Gleichgesinnten weltweit.

3000 Quadratmeter groß ist Stögers eigener Obstgarten, zwei weitere stellen ihm Nachbarn zur Verfügung. Alle zwei Meter steht da ein Obstbaum, und auf manche hat Stöger bis zu 50 verschiedene Sorten gepfropft. Nicht nur um die Erhaltung ihrer Vielfalt geht es ihm, sondern auch um den Garten als Gesamtlebensraum.

Alles rein biologisch

Einen Teich für Libellen und Ringelnattern hat er angelegt. 40 Nistkästen bieten einer Vielzahl von Vogelarten Nistmöglichkeiten – Dompfaff, Kernbeißer, Zeisig, Blau-, Kohl- und Sumpfmeisen und heuer erstmals auch Schwanzmeisen. Grün- und Buntspecht gibt es zu sehen, und in der Nacht ruft der Waldkauz. Wildbienenhotels sind da, eine Blumenwiese, und die Imker stellen ihre Stöcke auf. Keine Spritzmittel, kein Kunstdünger: "Bei mir ist alles biologisch", sagt Stöger. Gegen Läuse setzt er Florfliegen und Marienkäfer ein. Gedüngt wird nur mit Kompost.

Ohne die Initiative von Pomologen wie Fritz Stöger würde die erstaunliche Sortenvielfalt an Äpfeln und Birnen verschwinden. "Im Supermarkt gibt es höchstens noch 15 Sorten, alles wird heute plantagenmäßig angebaut, alle Früchte sollen möglichst gleich ausschauen", sagt er. Ganz anders die alten Sorten. Bei ihnen hat jede Frucht ihre individuelle Form, und jede Sorte hat ihre ganz spezielle Geschmacks- und Duftnote zu bieten.

Um den Ertrag geht es ihm nicht, wie er betont: Oft erntet er von einer Sorte nur eine Handvoll Früchte. Im Keller werden sie bei zehn Grad gelagert. Da halten sich viele bis in den Mai hinein. Einen Favoriten hat Stöger auch: das "Tiefäugerl", eine alte regionale Apfelsorte, die ihn an seine Kindheit erinnert: "Wenn ich von ihr spreche, habe ich ihren knackig-saftigen Geschmack im Mund!"

Raritäten aus Stögers Obstgarten

Brünnerling: Um 1600 als Zufallssämling in Oberösterreich entstanden, mittelgroß, grün-gelb mit roter Backe, Fleisch fest, weinsäuerlicher Geschmack, eine Wirtschaftssorte für raue Lagen, haltbar bis April

Tiefäugerl: Im 19. Jahrhundert in der Grieskirchner und Welser Gegend entstanden, mittelgroß, mit typischer tiefer Kelchgrube, grün-gelb mit roter Backe, Tafelapfel mit knackig-saftigem Fleisch, haltbar bis Weihnachten

Sternapi: Angeblich schon vor 2000 Jahren von den Römern angebaut, Frucht klein, fünfhöckrig, sehr flach geformt, gelb-rot gefärbt, schwacher, leicht süßlicher Geschmack, gute Bestäubersorte (viel Pollen), haltbar bis Mai

Schweizer Glockenapfel: Zufallssämling vermutlich aus der Schweiz, Frucht mittelgroß, glockenförmig, grün-weiß mit rötlichem Anflug, Fleisch fest, herbsäuerlich, ideal für Apfelstrudel, haltbar bis April

Weißer Winterkalvill: Entstanden 1598 in Frankreich, früher der Apfel der Könige, der auf Seidenpapier kredenzt wurde, Frucht groß, gelb-grün, ausgeprägte Höcker, Fleisch locker, süßsäuerlich, haltbar bis April

Schweizer Hose: 300 Jahre alte, schwachwüchsige Birnensorte aus der Schweiz, braucht starken Schnitt, Dekorfrucht, Form und Farbe erinnern an die Uniformhosen der Päpstlichen Garde, wenig Geschmack, haltbar bis Februar

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Autor
Alfons Krieglsteiner
Redakteur Land und Leute
Alfons Krieglsteiner

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 24.04.2019 07:23

Dem Mann volles Lob, Gratulation und Dank f seine Arbeit. Und alles Gute auch für seine private Zukunft.

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goofy59 (3 Kommentare)
am 24.04.2019 06:44

Lieber Fritz, deine Leidenschaft zur Erhaltung der verschiedenen Obstarten kann man nicht genug schätzen. Ein tolles Hobby. Und die Gestaltung deines naturnahen Gartens ist eine super Sache. Weiterhin viel Erfolg und alles Gute in der Pension. Kurt H.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 24.04.2019 02:10

Zum Thema sag ich nichts, zum Artikel, dass er für mich Fragen aufwirft. Leider ist die Geamtfläche nicht angegeben, offensichtlich ist sie nicht wichtig, weil sie im Hinblick auf die Sorten nicht wichtig ist.

Sind die Sorten nur durch das Holz bestimmt, nicht im Geringsten durch die Bestäubung?

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praxma (31 Kommentare)
am 25.04.2019 13:56

Sehr kryptisches Kommentar!

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