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Wer mit dem Auto untern Stoa fährt, ist selbst schuld

Von Gabriel Egger und Edmund Brandner   19.August 2019

Das Versprechen der großen automobilen Freiheit: Am Fuß des Traunsteins erweist es sich als verstopfte Sackgasse. Wenn an schönen Sommertagen die Ausflügler in Scharen zum Umkehrplatz fahren, wird dieser seinem Namen gerecht: Bereits um acht Uhr sind alle Parkplätze verstellt, das große Suchen und Drängeln entnervter Autofahrer beginnt. Je später die Bergsteiger und Wanderer kommen, desto länger dauert die Parkplatzsuche – und desto weiter müssen sie am Ende auf der Straße marschieren. Weil der allsommerliche Verkehrsinfarkt am Fuß des Traunsteins für die Gmundner schon lange ein großes Ärgernis ist, hätte die Stadtgemeinde die Traunsteinstraße für Nicht-Anrainer längst gesperrt – wären da nicht die Hotelgasthöfe am Traunseeufer, die von Autofahrern leben. Immerhin: In den vergangenen Jahren verschärfte die Stadt die Temporegelung, und auch die Parkplatzverordnung wurde restriktiver. Die Polizei drückt kein Auge mehr zu, wenn Autos von Bergsteigern auf Gehsteigen parken. "Leider gibt es trotzdem viele Falschparker, und wir müssen rigoros gegen sie vorgehen", sagt Verkehrsstadtrat Wolfgang Sageder (SPÖ). Der Grund: Es kam schon mehrmals vor, dass wegen illegal abgestellter Autos Rettungswagen nicht zu verunglückten Bergsteigern vordringen konnten, die vom Hubschrauber zur Landestelle am Umkehrplatz gebracht worden waren.

Die Polizei, die im Sommer laufend die Parkplätze kontrolliert, stellt deshalb nicht nur Strafzettel in Serie aus. Immer wieder werden Autos auch abgeschleppt. Auf Kosten der Besitzer, versteht sich.

Wer sich diesen Ärger ersparen will, sollte mit der Bahn nach Gmunden reisen. Vom Stadtzentrum aus gibt es attraktive Alternativ-Verbindungen zum Traunstein. Die OÖNachrichten haben sie ausprobiert. Und waren restlos von ihnen begeistert.

Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise!

Eine Anfahrt zum Verlieben. Der Schiffsbug, der das klare Wasser des Traunsees ruhig vor sich herschiebt, der kühle Fahrtwind in den Haaren und die Augen, die zwischen all den Gipfeln nicht wissen, welchen sie als Erstes mustern sollen. Wie diese Gipfel heißen, erfährt man über die Lautsprecher an Deck. Und auch, dass der Traunsee bis zu 204 Meter tief ist und wie er sich in den all den Jahren verändert hat.

Es ist die wohl romantischste Art, den Umkehrplatz am Ostufer zu erreichen. Sechs Euro kostet die 22-minütige Fahrt mit dem Linienschiff, die am Gmundner Rathausplatz beginnt und beim Gasthof Hoisn endet. Von dort sind es (handgestoppte) sechseinhalb Minuten zu Fuß zum Einstieg des Hernlersteigs, dreieinhalb weitere bis zum großen Parkplatz. Informationen zu den Betriebszeiten finden Sie unter traunseeschiffahrt.at

Das ist uns aufgefallen: Prosecco wird auf „hoher See“ bereits um 9 Uhr getrunken.

Fahrzeit: 32 Minuten (inklusive Fußweg Hoisn – Umkehrplatz)

Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise! Die traunseeschifffahrt ermöglicht die romantischste Art, anzureisen
Eine Schiffsfahrt als Einstimmung

Lautlos, abgasfrei – und das im Stundentakt

Die beschaulichste Art, sich auf der Traunsteinstraße zu bewegen, ist der Elektro-shuttle. Mit durchschnittlich zwölf Stundenkilometern rollt der Straßenzug im 60-Minuten-Takt zwischen Stadtplatz und Umkehrplatz hin und her – im Schlepptau jedes Mal entnervte Audi- und BMW-Fahrer, die nicht überholen können.

Den Passagieren ist die Gemächlichkeit egal. Sie sitzen in der frischen Luft und genießen die fantastische Aussicht. Dass sie von Radfahrern überholt werden, macht ihnen nichts aus. Sie sind immer noch schneller als zu Fuß. Und der Shuttle fährt dank Elektroantrieb so leise, dass der Fahrer Passanten mit Glockenläuten warnen muss.

Das Hin- und Retourticket kostet für Erwachsene nur fünf Euro. Möglich machen das der Grünbergwirt und der Gasthof Hoisn, die das Gefährt mit finanzieller Unterstützung der Stadtgemeinde betreiben. Infos auf www.elektroshuttle-gmunden.at

Das ist uns aufgefallen: Jeder Passant, der den Bummelzug sieht, muss lächeln.

Fahrzeit: 32 Minuten

Lautlos, abgasfrei – und das im Stundentakt Der Elektroshuttle bleibt bei allen Wirtshäusern in der Traunsteinstraße stehen
Langsam, aber urgemütlich

Kurbeln entlang der Uferlinie

Wäre nicht das viele Autoblech, könnte man die Traunsteinstraße glatt für den perfekten Radweg halten. Rechts der Traunsee, links üppig blühende Bauerngärten, manchmal geht es sanft bergauf oder bergab, und je näher der Traunstein rückt, desto höher türmen sich die Felswände über einem auf.

Wer in einem der Seegasthöfe einkehren möchte, muss sich um die Parkplatzsuche keine Sorgen machen. Wenn hier jemand Stress hat, dann Autofahrer, die nicht überholen können.
Und sage keiner, nur Einheimische haben die Fahrradoption! Wer mit der Bahn anreisen möchte, schiebt seinen Drahtesel am Gmundner ÖBB-Bahnhof oder in Vorchdorf in die Traunsee-Tram und steigt damit direkt am Seebahnhof wieder aus. Autos mit Fahrradträger stellt man am besten am Toscanaparkplatz ab.

Das ist uns aufgefallen: Die Stadtgemeinde errichtete beim Umkehrplatz überdachte Fahrrad-Abstellflächen. Chapeau!

Fahrzeit: 16 Minuten

Taxifahrt zum Schnäppchenpreis

Einsteigen, aussteigen, losgehen. Dazwischen ein erheiterndes Gespräch und die freudige Erwartung auf den ersten Schritt in Richtung Traunstein. Wer beim Gmundner Klosterplatz ins Traunsee-Taxi steigt, muss den Blick nicht nervös auf den Taxameter richten. Der Preis ändert sich nicht. Vier Euro kostet die knapp sechs Kilometer lange Fahrt.

Die Taxis verkehren von 7 bis 20 Uhr im Stundentakt, auch an Sonn- und Feiertagen. Wer eine Stunde vor gewünschtem Fahrtbeginn mit aktiver Anruferkennung die Nummer 050422422 wählt, darf sich entspannt zurücklehnen. Zu jeder vollen Stunde geht es vom Klosterplatz in Richtung Umkehrplatz, zu jeder halben Stunde retour. Zugfahrer bringt die Traunsee-Tram direkt zur Einstiegshaltestelle. Wer mit dem Auto nach Gmunden fährt, kann es bei der Grünberg-Seilbahn abstellen und wird dort abgeholt. Noch Ausreden?

Das ist uns aufgefallen: Der Traunstein-Schweiß ist für die Fahrer kein Problem.

Fahrzeit: 10 Minuten

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29. März 2024