Wenn sich der Notarzt aus der Ferne zuschaltet

ST. GEORGEN / ATTERGAU. Das Rote Kreuz St. Georgen setzt seit kurzem auch auf Telemedizin.
Im Rettungsdienst ist Zeit oft das kostbarste Gut. Warum also nicht Telekommunikation nutzen, wenn damit wertvolle Sekunden gewonnen werden? Die Rotkreuz-Dienststelle St. Georgen im Attergau setzt seit Dezember in Notfällen auf Telemedizin. Das Pilotprojekt hat sich bisher sehr bewährt.
Wenn die Sanitäter der Dienststelle zu einem Notfall eilen, haben sie einen Multiparametermonitor dabei. Dieser misst die wichtigsten Vitalparameter der Patienten: EKG, Blutdruckwerte und Sauerstoffsättigung im Blut. Über eine App auf ihrem Mobiltelefon senden die Sanitäter die Werte in Echtzeit an den Notarzt. Falls der Patient zustimmt, können sie auch Livebilder von ihm schicken, und dieser kann auch mit dem Patienten sprechen – wenn dieser dazu in der Lage ist.
Das neue System erhöht die Effektivität der Rettungskette enorm. Zum einen kann der Notarzt aus der Distanz besser abschätzen, ob der Patient ihn tatsächlich braucht. Zum anderen kann der Notarzt auch Anweisungen geben, wenn er woanders im Einsatz ist und deshalb nicht sofort vor Ort sein kann. Aber auch in weniger kritischen Situationen kann eine zusätzliche Abstimmung zwischen Sanitätern und Notarzt sinnvoll sein. In solchen Situationen ist die Telemedizin der „Königsweg“.
"Nicht notwendige Einsätze werden reduziert"
„Tele-Notärzte lassen sich in das bestehende Notarztsystem bestens integrieren“, erklärt der Frankenmarkter Allgemeinmediziner und Notarzt Stefan Haselbruner. „Sie stehen zusätzlich im Hintergrund bereit für den Dienst am Patienten. So kann ein Tele-Notarzt bei Bedarf mehrere Patienten und Patientinnen innerhalb kurzer Zeit und sogar auch parallel betreuen.“ Angesichts des allgemeinen Ärztemangels sei das ein großer Vorteil. „Telemedizin sichert medizinisch kompetente Entscheidungen, die unter Umständen lebensrettend sein können. So entfallen aufwendige Anfahrtszeiten, und nicht notwendige Notarzteinsätze werden reduziert. Damit werden die Mediziner freigespielt für Einsätze, wo ihr konkretes Handeln vor Ort tatsächlich gebraucht wird.“