Von der Kindheit in Altaussee zu einem großen Pionier der Meeresforschung
ALTAUSSEE. Walter Munks Vermächtnis ist zwei Wochen lang Grundlage für Forschungsarbeiten.
Nach einer Idee des Meeresforschers Walter Munk begann gestern das Forschungsprojekt "Altaussee 2019". Zwei Wochen lang wollen Wissenschafter dabei den Altausseer See untersuchen. Der am 8. Februar im Alter von 101 Jahren in den USA verstorbene Mitbegründer der Ozeanographie hat das Projekt noch angebahnt und wollte auch selbst dabei sein.
Walter Munk wurde 1917 in eine Wiener Bankiersfamilie geboren und verbrachte seine Kindheit großteils in Altaussee. Die Familie schickte ihn mit 15 Jahren in die USA, wo er zum Bankier ausgebildet werden sollte. Doch Munk entschied sich anders: Er wurde Meeresforscher und stieg zu einem der Väter der Ozeanographie auf. Bekannt wurde Munk, der 1939 die US-Staatsbürgerschaft annahm, etwa durch seine Analysen zum Verhalten von Brandungswellen, die 1944 maßgeblich zum Gelingen der Invasion der alliierten Truppen in der Normandie ("D-Day") beitrugen. Der vielfach ausgezeichnete Forscher, der Jahrzehnte am Ozeanographie-Institut der University of California, der Scripps Institution in La Jolla, arbeitete, veröffentlichte eine fast unüberschaubare Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten zu verschiedensten Themen.
Forscher besuchte Altaussee
Bei einem Besuch in Altaussee im Vorjahr entstand die Idee für das Forschungsprojekt, das von der Lounsbery Foundation und der Walter Munk Foundation for the Oceans gefördert wird. Ein Team aus Wissenschaftern, Technikern und Studenten von sechs Universitäten und Instituten aus sieben Ländern wollen sich dabei vor allem den Themen Limnologie, Ökologie und Unterwasserarchäologie widmen, erklärte Damien Leloup von der Flinders University (Australien). Leloup hat schon mit Jacques Cousteau zusammengearbeitet und gemeinsam mit Munk 2015 das Scripps Center for Marine Archaeology gegründet. Mit Hilfe von Sedimentsonar wollen die Wissenschafter etwa im Untergrund des Altausseer Sees nach möglichen archäologischen Funden suchen, "von der Bronzezeit bis zum Zweiten Weltkrieg", so Leloup. Weiters sollen die Dynamik des Ökosystems des Gewässers und der menschliche Einfluss darauf analysiert werden. Speziell im Fokus steht dabei die Frage, ob sich im See und den umliegenden Gewässern bzw. in den darin lebenden Organismen Mikroplastik findet.
Beteiligt sind unter anderem Forscher der Scripps Institution, des französischen Institut Océanographique Paul Ricard und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Viele der Projektteilnehmer sind Mitglieder des geschichtsträchtigen Explorers Club und werden erstmals auch die berühmte Klubfahne in Österreich hissen. Die Wissenschafter werden auch Schulen in der Region besuchen und die Schüler in ihre Arbeit einbeziehen.