Unternehmen warb Lehrling ab und gab ihm Chance: "Ich bin gleich dageblieben"

Die Abwerbung von Mitarbeitern wird in der Wirtschaft nicht allzu gern gesehen. Anders ist es allerdings, wenn ein Ausbildungssystem auf Abwerbung setzt: Findet ein Jugendlicher nicht gleich einen Lehrplatz, organisiert das Arbeitsmarktservice (AMS) eine "Überbetriebliche Lehrausbildung". Unternehmen können sich Lehrlinge im Rahmen von Praktika sozusagen "anschau’n" – und wenn es passt, auch gleich einstellen.

So geschehen bei Matthias Panzl (17) aus Ebensee. Der junge Mann musste seine Tischlerlehre aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Das AMS Gmunden organisierte für ihn eine Überbetriebliche Lehrausbildung beim Berufsförderungsinstitut Gmunden (BFI). Lange ist er dort jedoch nicht geblieben: "Drei Wochen war ich im BFI", erzählt Matthias. "Hervis war der erste Betrieb, zu dem ich schnuppern ging. Und ich bin gleich dageblieben." Auch für Lukas Kendlbacher, Filialleiter von Hervis in Gmunden, war die Sache rasch klar: "Matthias hat sich das eine Woche angeschaut. Ihm hat es so getaugt. Für uns hat es auch super gepasst und deshalb haben wir ihn auch aufgenommen." Das war im August 2018. Heute sagt Kendlbacher: "Er macht sich sehr, sehr gut."

In der Filiale arbeiten zehn Mitarbeiter. Jedes Jahr wird mindestens ein Lehrling aufgenommen. Matthias Panzl macht die Ausbildung zum Digitalen Einzelhandelskaufmann. Er muss sich im Store und im Online-Shop gut auskennen. "Es gibt einen Rotationsplan", erklärt Kendlbacher. "Schuhverkauf, Ski- und Textilienverkauf, Waren annehmen, Waren sichern, etikettieren, kassieren: das volle Programm." Aktuell ist Matthias in der Berufsschule – und hofft auf einen ausgezeichneten Erfolg.