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Überraschungspackerl aus dem Automaten

Von Sarah Kowatschek, 30. August 2024, 00:04 Uhr
Überraschungspackerl aus dem Automaten
In Oberösterreich gibt es bereits mehrere Automaten – etwa in Linz, Steyr und Vöcklabruck. Bild: ERWIN WIMMER

LINZ. Es ist leicht, eckig und hart, aber nicht sonderlich stabil. Beim Schütteln klappert es leise. Was wohl in dem Überraschungspackerl aus dem Automaten drin ist? Es ist ein Trend, der vor allem durch soziale Medien befeuert wird: Automaten, bei denen Pakete gekauft werden können, die nicht zugestellt oder retourniert wurden. Auf der Kurzvideoplattform TikTok sind die Videos, in denen jemand ein Paket öffnet, ohne zu wissen, was es enthält, ein Trend.

"Es gibt zwei Typen von Menschen", sagt Mario Schuler. "Die einen, die gar nicht nachvollziehen können, wieso sich jemand dort ein Packerl kauft, und die anderen, die mit leuchtenden Augen vor dem Automaten stehen und es gar nicht erwarten können, zu erfahren, was sie bekommen." Gemeinsam mit Christian Dirnberger hat Schuler in Diersbach neben dem Lokal "d’Bude" im Mai einen solchen Automaten aufgestellt. Das Geschäft floriert: Wöchentlich, manchmal sogar täglich müssen sie das Gerät neu befüllen.

Auf die Idee, "Wunderpackerl" zu gründen, ist Schuler über eine Dokumentation zum Thema gekommen. "Das Konzept hat Verkäufern und Käufern Spaß gemacht. Das wollten wir ausprobieren." Es funktioniert: "Die Leute fahren teils 40 Kilometer, um sich Pakete zu holen", sagt Dirnberger.

Konzept funktioniert

Gernot Fieber vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Linz hat eine Antwort darauf, wieso das Geschäft aufgeht: "Es ist der Fun-Faktor, und auch in den sozialen Medien ist der Trend verbreitet. Man will dazugehören." Dass tatsächlich, wie in manchen Videos gezeigt, ein neues iPhone enthalten sein kann, ist aber sehr fraglich.

Die Innviertler sind nicht die Einzigen, die diesen Geschäftszweig entdeckt haben: In Steyr betreibt die "Retourenheldin" einen Automaten, in Linz gibt es zwei von "Mysterypack Linz", auch in Vöcklabruck und Attnang können sogenannte "Secret Packs" gekauft werden. Die Pakete bekommen sie von Großhändlern, die diese von den Logistikzentren großer Versandhändler haben. Damit findet die Ware – zumindest kurzzeitig – eine andere Verwendung, als weggeworfen oder vernichtet zu werden. "Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Ressourcenschonung und Abfallvermeidung, indem wir diese Retouren wiederverwerten, statt sie zu entsorgen", heißt es vom Betreiber der Linzer Automaten, der nicht genannt werden will.

Anders sieht das Julia Kreimel vom Institut für Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien: "Solche Automaten fördern den Konsum von Produkten, die man nicht braucht und die dann erst recht auf dem Müll landen." Das habe mit einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Lebensweise wenig zu tun. "Es erhöht den eigenen ökologischen Fußabdruck nur weiter." Besser sei es, nur das zu kaufen, was man wirklich braucht – und das laufe diesem Konzept zuwider.

Auch der Konsumentenschutz sieht das Thema kritisch. "Wir haben schon Rückmeldungen bekommen, dass oft – salopp gesagt – Schrott drin war", sagt Fieber. Zu diesem Ergebnis kam auch der OÖN-Selbstversuch (siehe unten). Eine Konsumentin berichtete etwa von grauslichen, gebrauchten In-Ear-Kopfhörern. "Es ist ein Glücksspiel: Die Frage ist, was kann ich mir von dem Paket erwarten und ist es mir das Risiko wert, Geld dafür auszugeben?"

Glücksspielmonopol

Ob das Aufstellen der Automaten unter das Glücksspielmonopol des Bundes fällt und damit illegal wäre, will das Finanzministerium nicht abschließend beantworten, weil dies von den zuständigen Verwaltungsstrafbehörden zu entscheiden sei, so das Ministerium auf Anfrage. Nach einer ersten Einschätzung könnte die Automaten-Chose aber unter das bundesweite Glücksspielgesetz fallen. Denn sogenannte "Warenausspielungen mit Glücksspielautomaten" fallen nur dann nicht unter das Monopol des Bundes, wenn der Einsatz maximal einen Euro beträgt. Die Pakete kosten aber je nach Anbieter rund zehn Euro. Seitens des Finanzministeriums wird betont, dass diese rechtliche Einschätzung "keine abschließende ordnungspolitische Beurteilung" darstelle.

"Gibt keinen Altersschutz"

Auch der Jugendschutz bereitet Fieber Sorgen: "Es gibt keinen Altersschutz. In den Paketen kann aber alles Mögliche drin sein." Es komme darauf an, wo die Pakete gekauft werden, argumentiert Schuler. "Wir kaufen nur von seriösen Händlern, die die Pakete mit Alterskennzeichnung ab 18 aussortieren." Am Anfang seien sie dabei auch auf die Nase gefallen, inzwischen haben sie "ihre" Zulieferer gefunden.

Bedenkliches fand sich auch beim OÖN-Test nicht in den Packerln. Unsinniges aber sehr wohl.

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Autorin
Sarah Kowatschek
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