Stein ausgebrochen: Höhlenforscher bei Klettertour im Almtal schwer verletzt
GRÜNAU IM ALMTAL. Drei Einsätze in 45 Minuten hatten die Bergretter im Salzkammergut zu bewerkstelligen
In den aktualisierten Auflagen der Alpenvereinsführer gibt es keine Beschreibung mehr: Die Klettertour durch die Nordwestwand des Einserkogels (ein Teil der "Almtaler Sonnenuhr", der auch "Kleiner Rabenstein" genannt wird) ist nur noch absoluten Kennern vorbehalten. Die Route, die mit dem vierten Schwierigkeitsgrad angegeben wird (und diesen nach aktuellen Bewertungen vermutlich übersteigt), beginnt nach einem Zustieg vom Almsee ins Kolmkar. Genau dort waren Samstagvormittag auch drei Höhlenforscher unterwegs. Zwei Tiroler, 33 und 39 Jahre alt, und ein 31-Jähriger aus dem Bezirk Kirchdorf hatten die selten begangene Nordwestwand auf dem Plan und wollten anschließend eine nahe liegende Höhle inspizieren.
Der 31-Jährige stieg im steilen, aber verhältnismäßig einfachen Schrofengelände voran und erreichte eine Felsrinne am Beginn der Wand. Zu diesem Zeitpunkt hatten die gut ausgerüsteten Männer bereits ihre Klettergurte angelegt. Zwar prüfte der 31-Jährige den teils brüchigen Fels, dennoch brach ihm bei einem Kletterzug ein großer Stein aus. Er stürzte rund zehn Meter tief und blieb mit Knochenbrüchen in der Felsrinne liegen.
Seine Begleiter setzten gegen 13.15 Uhr einen Notruf ab, die Grünauer Bergretter standen zu diesem Zeitpunkt bereits wenige Hundert Meter entfernt im Einsatz. 30 Minuten zuvor hatte ein Wanderer auf dem Weg zum Ameisstein einen Schwächeanfall erlitten. Der Rettungshubschrauber C14 aus der Steiermark, der den kürzesten Anflug hatte, brachte den betagten Mann ins Krankenhaus nach Bad Ischl.
Auch der schwer verletzte Höhlenforscher wurde schlussendlich mit dem Notarzthubschrauber gerettet – der C10 flog ihn ins Krankenhaus nach Wels. Dessen ortsunkundige Begleiter wiederum wurden von einem Hubschrauber der Flugpolizei ins Tal gebracht.
Gleiche Zeit, anderer Ort
Exakt zur selben Zeit wurde auch die Bergrettung im Inneren Salzkammergut aktiv: Um 13.15 Uhr ging aus dem Seewand-Klettersteig ein Notruf ein. Mit zwei Freunden war ein 36-jähriger Tscheche am Vormittag eingestiegen, hatte aber die Bedingungen unterschätzt. Denn die Felsen, durch die der lange und anspruchsvolle Klettersteig verläuft, waren noch nicht aufgetrocknet. Im Gegenteil: Nässe machte eine Begehung an diesem Tag noch schwieriger als gewöhnlich. Etwa die Hälfte des Steiges hatten die drei Freunde absolviert, als der 36-Jährige in 1270 Metern Seehöhe plötzlich wegrutschte. Er konnte sich mit den Händen nicht mehr am Stahlseil halten und stürzte bis zur nächsten Zwischensicherung. Weil er sich dabei am Knöchel verletzte, musste auch hier der Hubschrauber angefordert werden: "Martin 1" brachte den Mann ebenfalls ins Klinikum Bad Ischl.
Das waren keine organisierten Höhlenforscher!
Dem Höhlenforscher, der dieses Gebiet in erster Linie bearbeitet, würde es nie einfallen dafür die Kletterroute als Zustieg zu verwenden.