Heimatverein grub 97 Jahre alten Film über Pfahlbaudorf in einem Archiv aus
SCHÖRFLING. Der deutsche Stummfilm "Sterbende Völker" (1922) galt bislang als verschollen.
Der österreichische Regisseur Robert Reinert (1872– 1928) drehte 1921/22 gemeinsam mit seiner Frau Thea Steinbrecher den Film "Sterbende Völker". Darin zeigt er bedeutende Szenen der Geschichte von der Steinzeit bis zur Antike. Zu sehen ist darin auch das Pfahlbaudorf in Kammerl. Bei der Sequenz handelt es sich um die vermutlich letzte Aufnahme der Pfahlbauten – und zugleich um die einzige Filmaufnahme.
Für den Dreh niedergebrannt
Das Dorf auf dem Wasser war die Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Pfahlbaudorfes und war 1911 nach dem damaligen archäologischen Wissensstand errichtet worden. Für die Dreharbeiten zu "Sterbende Völker" wurde es niedergebrannt.
Ein Aufwand, der sich nicht lohnte. Denn Reinerts Film war kein Erfolg und geriet rasch in Vergessenheit. Bis vor kurzem galt er als verschollen. Deshalb machten sich die Aktivisten des Heimathauses Schörfling vor einem Jahr auf die Suche nach dem nur 27 Minuten langen Streifen.
Im Österreichischen Filmarchiv wurden sie nicht fündig. Deshalb gingen sie dem Gerücht nach, eine Filmrolle sei während der Kriegswirren nach Russland gekommen. Im russischen Filmarchiv (Gosfilmofond) in Moskau taucht der Film in den Katalogen zwar ebenfalls nicht auf. Doch in den Archiven wurde man dennoch fündig. Dort waren vier Filmrollen, die eine Kopie des Kameranegatives darstellen, eingelagert. Nach langen Verhandlungen gelang es den Schörflingern, eine digitale Kopie des Films zu bekommen.
Das Pfahlbaudorf in Kammerl ist nur kurz zu sehen und außerdem auch noch stark fragmentiert über den ganzen Film verteilt. "Für das Publikum des Heimathauses haben wir die 20 Sekunden deshalb zusammengefügt und stark verlangsamt, damit man das Pfahlbaudorf besser erkennen kann", sagt Markus Zeilner, der den Film aus Russland besorgte.
Zu sehen ist der Film während der Sommeröffnungszeiten des Heimathauses Schörfling (Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr) oder nach telefonischer Vereinbarung unter Tel. 0676 / 431 6371.