Gmunden beschäftigt sich mit dem kurzen Leben der Ruth Maier
GMUNDEN. Das Schicksal der von den Nationalsozialisten ermordeten Jüdin steht im Mittelpunkt einer Ausstellung und des Musical-Frühlings.
Ruth Maier wird oft als die "Anne Frank des Nordens" bezeichnet. Als Tochter einer jüdischen Familie wurde sie 1920 in Wien geboren. 1939 floh sie vor den Nationalsozialisten nach Norwegen, das ein Jahr später erst recht wieder von Hitlers Wehrmacht besetzt wurde. Mehrere Versuche der jungen Frau, in die USA zu flüchten, scheiterten. Im November 1942 wurde sie bei einer Razzia verhaftet und sofort nach Ausschwitz deportiert, wo die 22-Jährige unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Von ihrem Schicksal wissen wir deshalb, weil sie von 1933 bis zu ihrem Tod ein Tagebuch führte, das ihre Partnerin aufbewahrte und das 2007 veröffentlicht wurde.
In Gmunden erinnert der Musical-Frühling in diesem Frühjahr an das kurze Leben der Ruth Maier. Ab 31. März findet auf der Bühne des Gmundner Stadttheaters die Weltpremiere des berührenden Musicals "Briefe von Ruth" statt.
Ausstellung im Stadttheater
Als Vorbereitung darauf wird in den kommenden Monaten im Foyer des Theaters (1. Stock) eine Ausstellung über Ruth Maier gezeigt. Es handelt sich um eine Leihgabe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW). Bei der Eröffnung der Ausstellung an diesem Freitag um 14.30 Uhr wird ihr Initiator Winfried Garscha eine einführende Rede halten.
Elisabeth Sikora und Markus Olzinger, das Intendantenduo des Gmundner Musical-Frühlings, entschieden sich bewusst für ein nachdenkliches Stück. "Wir verstehen das Musical als ernst zu nehmende Kunstform, die im besten Falle alle Sparten des Theaters vereint", sagt Olzinger. "Es ist schlicht modernes Musiktheater."
Dass das Stück seine Weltpremiere am Traunsee feiert, hat auch mit dem internationalen Ruf zu tun, den der Musical-Frühling mittlerweile hat. Die New York Opera Society mit Sitz in Washington wurde auf Gmunden aufmerksam und bot das Bühnenwerk den Gmundnern an. Die Textvorlage basiert auf den Briefen und Tagebüchern, die Ruth Maier hinterließ.
Das Musical ist auch ein Angebot an Eltern und Schulen, um die große Tragödie des 20. Jahrhunderts für die nächste Generation in einer Form erlebbar zu machen, die verständlich und annehmbar ist. Gmundens Bürgermeister Stefan Krapf appelliert deshalb schon jetzt an Eltern und Pädagogen, mit Kindern das Musical zu besuchen. Sikora und Olzinger versprechen, auch in diesem Jahr wieder eine große Leistung abzuliefern. (ebra)
Es beginnt mit Hetze und Ausgrenzung. Wehret den Anfängen!