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Eine Stadt wurde für "Narren" gehalten

Von Gary Sperrer   11.Februar 2020

"Erkenne dich selbst", so sagte es einst das altgriechische Orakel von Delphi den Eintretenden, die wissen wollten, wie es weitergehen möge. Diesen Spiegel hielt heuer endlich wieder – wie im zweijährigen Rhythmus vorgesehen – die Faschingsgilde Gamundien den Traunseestädtern vor. Diese teils sehr harten, ironischen bis zynischen Realitäten auszuhalten, ist eine Aufgabe, die sich gewaschen hat. Doch im Fasching sollte nahezu alles erlaubt sein.

Ludwig Eders Truppe erlaubte sich an manchen Punkten vieles und schrammte an der Kante des vonseiten der Angegriffenen (ob große Politik oder Bürgermeister Krapf) Erträglichen entlang. Und dennoch sollten sich jene, die namentlich benannt wurden, am Kinn kratzen und selbst fragen: Ist an der Kritik nicht doch so manch Wahres dran?

Die drei Narrensitzungen von vergangenem Freitag bis Sonntag waren jeweils bis auf den letzten Sitz des Gmundner Stadttheaters ausverkauft. In Summe fast 1500 Zuschauern wurde ein Programm zum Lachen und auch zum Nachdenken geboten.

Ein Thema, das sich durch die in Nettosumme dreieinhalb Stunden langen Abende zog: die Traunsee-Tram. "Ich hab’ dich gesehen – in der Straßenbahn – und du warst ganz allan." Ein Degenhieb gegen Stern & Hafferl sowie gegen das Land Oberösterreich, der trifft. Man möge darüber nachdenken.

Gmundens neuer Stil in Bezug auf Logo, Tourismus und Werbung war ein weiteres ironisches Thema: "Was soll ich mich verändern? Ich brauch’ mich nicht verändern. Ich will nur meine Ruh’ haben. Und ich will mein Silvesterfeuerwerk zurück. Aber leise soll’s sein." Geht wie? Genialer Einwurf. Gmunden will das Geld, das der Tourismus abwirft. Aber Touristen wollen wir hier bitte nicht.

Ein unglaublich schriller, irrer, eines Sonderpreises würdiger Christoph Maria Loidl hielt – in diversen Rollen, mögen es noch Tausende mehr werden – der Gmundner Gesellschaft den bereits erwähnten Spiegel vor. Nur ein harmloses, aber für Einheimische leicht lesbares Beispiel: "Es gibt keine Gmundner Mohnflesserl mehr. Kaufst Hinterwirth, kaufst Gschwandt. Kaufst Reingruber, kaufst bald Pinsdorf." Die großen Bäcker ziehen bekanntlich aus.

Wer braucht zweites Gmunden?

Ein Satz während eines Sketches, der mindestens so nachdenkenswürdig sein sollte und der möglicherweise von hiesigen (hoffentlich bloß illusorischen) Arroganzlern ins Treffen geworfen wird: "Gmunden ist so super, das kann es kein zweites Mal geben." Antwort: "Ja eh, aber wer braucht ein zweites Gmunden?"

Eine der seit vielen Jahren beliebtesten Sequenzen ist jene mit "Gü" Wolfgang Grieshofer "Am Sattel": diesmal mit Schüttelreimen. Einer lautete: "Während sie vom Küssen faselt, es von ihren Füßen kaselt." Der Sattel ist so.

Vieles weitere wurde aufs Korn genommen: Wirte, die es noch gibt, aber auswanderten (Sigi John), solche, die es geben sollte, aber verschwanden (Hackl-Wirt vulgo Cesare), die heutige Gesellschaft ("Von fünf geschlossenen Ehen werden sieben geschieden"), natürlich Bürgermeister, Tourismusverantwortliche und die Gmundner Innenstadt-20er-Zone.

Fazit: So gut wie alles traf…

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25. April 2024