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Ein Mondseer ging nach Peking, um dort bayerisches Bier zu brauen

Von Norbert Blaichinger   18.Juli 2019

Wolfgang Sesser (45) ist einen für unsere Verhältnisse absolut ungewöhnlichen Karriereweg gegangen. Er braut in Peking bayerisches Bier. Eigentlich ist er ein Zell am Mooser, aber schon in seinem dritten Lebensjahr zog seine Familie nach Mondsee, wo der Vater eine Autowerkstätte mit Fahrzeughandel übernahm.

Lehre im Augustinerbräu

Doch mit dem Autohandel hatte der Spross nichts am Hut (im Gegensatz zum älteren Bruder Andreas). Also maturierte er und wollte danach "etwas mit Film oder Foto machen", wie er im Interview mit den OÖNachrichten sagt. Aber die Möglichkeiten waren damals rar, und deshalb entschied sich Sesser für eine Lehre zum Bierbrauer, die er im Augustinerbräu in Salzburg absolvierte. An der Fachhochschule in Ulm machte er danach den Handwerksmeister. Und Sesser hätte danach auch einen Job bekommen in einer Kleinbrauerei etwas außerhalb von Heilbronn.

Doch das Schicksal wollte es anders: Sesser kam nach Seoul, wo er im Alter von 30 Jahren Bier in bayerischer Tradition braute. Nach einer weiteren Station in Shanghai verschlug es ihn 2011 schließlich nach Peking. Dort braut er bis heute für einen deutschen Brauerei-Riesen Bier nach dem strengen deutschen Reinheitsgebot.

Was aber ist der Unterschied zwischen deutschem und chinesischem Bier? Sesser: "Im Reich der Mitte hat Bier mit nur 3,5 bis 4 Prozent weniger Alkoholgehalt. Es hat als Stärkelieferant nicht nur Gerste, sondern auch Reiszusatz. Und es hat fast keinen Schaum. Im Sommer hilft eine 600-Milliliter-Flasche wirklich gegen den Durst."

Und wie lebt es sich in Peking? "Grundsätzlich wird nicht so viel gejammert wie bei uns, wobei ich die Österreicher aber nicht als Suderer hinstellen möchte."

Mit einer Chinesin verheiratet

Wolfgang Sesser ist verheiratet (seine chinesische Gattin fliegt bei der Swiss als Stewardess) und hat eine Tochter mit zweieinhalb Jahren. Er lebt mit seiner Familie im Zentrum von Peking in einer 100-Quadratmeter-Wohnung, die er sich nicht leisten könnte ohne Zuschuss durch seinen Arbeitgeber.

Nach Zell am Moos kommt der Auswanderer zumindest einmal im Jahr, im vergangenen Jahr war es auch öfter. In Mondsee hat sich Sesser eine Wohnung gekauft. Eine Rückkehr irgendwann sei ja nicht ausgeschlossen. Umwelt, Luft und Natur bei uns würden auch seiner Familie gut tun. Es müsse aber auch ein entsprechendes berufliches Angebot geben. Das derzeitige Hin- und Herfliegen belastet den Bierbrauer nicht. "Für mich ist das wie Busfahren."

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28. März 2024