Die Überflieger aus dem Salzkammergut

BAD GOISERN. In Bad Goisern wachsen jungen Adlern Flügel: Auf den Schanzen unter dem Kalmberg wird auf dem Balken längst nicht mehr gezittert
Im Wald brennt noch Licht. Zwischen den weißen Wipfeln im Goiserer Ortsteil Ramsau ist es nur schwer auszumachen, obwohl sich der Nebel auch an diesem Abend verlässlich an der Bad Ischler Kalkwerkkurve staut. Hier oben, wo Wanderer im Sommer Richtung Kalmberg aufbrechen, hat Bad Goisern sein Nordisches Zentrum. Und wer Glück hat, darf gleich vom Auto in den Lift umsteigen.
So nennt Erich Peer das Schneemobil, das mit angehängter Sitzgarnitur die letzte Meile zurücklegt. Eigentlich sind es nur knapp 300 Meter, bis der Obmann des ASVÖ Nordic Team Salzkammergut vor jenen Schanzen steht, die schon vielen Kindern Aufwind gaben. Aber nicht nur denen: Adam Malysz, einer, der alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gab, hält auf den Kalmbergschanzen den Rekord. 92,5 Meter weit sprang er im Jänner 1996. Und im Continental-Cup segelte der Österreicher Martin Koch drei Jahre später in Bad Goisern auf Platz zwei. Doch das sind längst nur noch schöne Erinnerungen. Die 90-Meter-Schanze (K90) ist außer Betrieb, auch die 70-Meter-Schanze (K70) hat den Absprung in bessere Zeiten verpasst.
Ein Verein, eine Familie
Und vielleicht ist auch der Name der Anlage nicht mehr zeitgemäß: Denn "die oidn Goiserer" sind hier kaum noch zu sehen. Dafür besonders viele junge. Neun sind es heute, die sich von Trainerin Elisabeth Raudaschl – bis vor wenigen Jahren selbst auf den internationalen Schanzen unterwegs – die letzten Tipps geben lassen.
Unter den wachsamen Augen des Ischlers Daniel Keil, der als Trainer des Landeskaders die großen Talente unter den Kleinen unter seine Fittiche nimmt, geht es zu Fuß zum Startbalken. "Ein Lift würde uns natürlich helfen, aber dafür fehlt einfach das Geld", sagt Peer. Zwar wurde die Schanzenanlage 2018 saniert, eine echte Modernisierung blieb aber aus, weil mit Hinzenbach (Bezirk Eferding) und Höhnhart (Bezirk Braunau) zwei andere Anlagen bereits in den 2000er-Jahren den Vorzug bekamen. Die Gemeinde- und Landesförderungen beschränken sich auf die Ausgaben für Bewerbe.
Die Begeisterung leidet darunter allerdings nicht: Die Eltern der jungen Adler helfen zusammen, übernehmen zahlreiche Aufgaben im Verein, freiwillige Helfer und ehrenamtliche Trainer bekommen für ihr Engagement laufend die besten Haltungsnoten. Das "Nordic Team Salzkammergut" ist eine große Familie, die weit springt und lang läuft, um dem Nachwuchs Freude zu bereiten. Und dieser Nachwuchs kann sich sehen lassen: Romy Pogoda zum Beispiel. "Griaß di", sagt die Achtjährige freundlich, setzt sich auf den Balken und springt ohne mit der Wimper zu zucken von der 20-Meter-Schanze. Ihr persönlicher Rekord: 23,5 Meter. "Vor vier Jahren hab ich auch noch gesagt, dass ich mich da nie runtertrau. Aber jetzt macht es einfach nur Spaß", sagt Romy, die mindestens zweimal wöchentlich trainiert – auch zuhause. Oder Jakob Quehenberger aus Bad Ischl, der genauso unerschrocken Anlauf nimmt. "Wenn man einen guten Sprung macht, fühlt sich das wie Fliegen an. Angst hab ich schon lange nicht mehr", sagt er.
Für Obmann Peer seien nicht die Weiten, sondern der Spaß am Sport und an der Bewegung in der Natur vordergründig. "Mehr brauchst du nicht, um anzufangen", sagt er. Zwischen fünf und zehn Jahre alt seien jene, die vom Nordic Team Rückenwind bekommen, um im Aufwind zu fliegen. Zunächst auf Alpin-Ski auf der Fünf-Meter-, dann mit den langen Latten auf der 20-Meter-Schanze.
"Im besten Fall sind sie bei uns, bis sie in der vierten Klasse der Mittelschule sind", sagt Peer. Dann gelingt vielen auch der Sprung in die Leistungszentren in Saalfelden, Stams oder Eisenerz. In Bad Ischl wird im Sommer auf der Mattenschanze trainiert, beim Training in der Turnhalle Gleichgewicht, Koordination, Kräftigung und Kondition. "Das Skispringen wirkt auf den ersten Blick gefährlich. Aber das Verletzungsrisiko ist tatsächlich sehr gering. Unsere Springer lernen von klein auf, wie sie stürzen, wenn sie stürzen", sagt Peer. Auch die 50-Meter-Schanze ist in Bad Goisern bald wieder in Betrieb: Beim Oberösterreichischen Landescup im Skisprung und in der Nordischen Kombination am 15. und 16. Februar. Schon eine Woche zuvor findet am 7. (17 Uhr) und 8. Februar (13 Uhr) wieder ein Schnuppertraining statt. Für jene, die auch ohne Flugzeug fliegen lernen wollen.
Anmeldungen für das Schnuppertraining unter peerich@gmx.at oder unter 0650/6705567, weitere Informationen unter: nordicskiteam.at
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