Der alte Kühlschrank der Bad Ischler lockt jetzt mit kühlen 12 Grad Celsius
BAD ISCHL. Die Kellergewölbe des ehemaligen Cafés Casino locken mit Kühle und alten Geschichten
Die Abkühlung dauert 45 Minuten und kostet eine freiwillige Spende. Dafür gibt es aber auch eine Führung von Bernhard Schmalnauer durch den Keller des ehemaligen Cafés Casino in der Bad Ischler Grazerstraße.
Zwischen zehn und zwölf Grad Celsius hat es hier jahraus, jahrein. Dazu kommt eine konstante Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent. Denn es handelt sich um einen riesigen Naturkeller, den die Bad Ischler im Mittelalter aus dem Schotterboden schlugen, um hier Lebensmittel zu lagern. Der Keller ist raffiniert angelegt:
Luftschächte, Sickerflächen und ausgetüftelte Gefälle machten das ausgedehnte Kellersystem sicher vor Fluten oder Sauerstoffmangel. Zugemauerte Maueröffnungen deuten darauf hin, dass es einst auch von anderen Häusern Zugänge gab. Es gibt überhaupt viele Vermutungen, was dieses Gewölbe betrifft. So nimmt man an, dass zur Zeit der Protestantenverfolgung hier geheime Gottesdienste abgehalten wurden.
Aber nicht nur die angenehme Kühle und die Geheimnisse vergangener Jahrhunderte machen die Tour spannend. Es ist auch die jüngere Geschichte des Hauses über dem Keller – und damit die Familiengeschichte von Bernhard Schmalnauer (46).
Sperrstunde? Nicht im Gewölbe
Das Bürgerhaus, das ab 1870 als Brauerei und Gasthaus genutzt wurde, hieß nach dem zweiten Weltkrieg "Café Casino". Als solches erwarb Schmalnauers Vater Josef Schmalnauer ("Boart-Sepp") 1971 das Haus. Als vollbärtiger, singender Wirt machte er die Gaststätte zu einem schillernden Szenelokal. Der aus Bad Goisern stammende Sänger Wilfried trat hier als Jugendlicher auf. Und wenn man Erzählungen älterer Ischler Glauben schenkt, saß auch Udo Jürgens hier einmal am Piano. Es waren rauschende Feste, die hier stattfanden. Und der singende Boart-Sepp mit seiner Gitarre stets mittendrin. Sperrstunde? Nicht in den Gewölben.
Als der Wirt 1992 verstarb, hinterließ er seinem Sohn einen Schuldenberg und ein desolates Haus. Bernhard Schmalnauer arbeitete zu dieser Zeit als Techniker in den großen Theatern des Landes. Nachdem er in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, beschloss er 2015, den geschichtsträchtigen Keller für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seine Führungen sind mehr als empfehlenswert. Nicht nur wegen der zwölf Grad im Keller.
Führungen ab August an jedem Samstag um 10.30 Uhr sowie zusätzlich an jedem 1. und 2. Mittwoch im Monat um 15 Uhr