Würfelspiel-Schneider schauen, dass die 500 Kostüme auch richtig sitzen

Von Gerhard Hüttner   21.Juli 2017

Wenn in einer Woche mehr als 500 Laienschauspieler mit dem "Frankenburger Würfelspiel" ein Stück Geschichte zum Leben erwecken, dann haben zwei hinter den Kulissen ihren Job erledigt, auf dass die farbenprächtige Inszenierung auf der Freilichtbühne stattfinden kann: Kurt Enzinger ist der Herr über die 500 Kostüme für Bauern, Soldaten und Kanoniere, und Barbara Kaiser ist als Schneiderin dafür verantwortlich, dass die Kostüme richtig sitzen.

Privilegien für Sprechrollen

"Die Sprechrollen haben ein Privileg", erklärt Kaiser, die bei Enzingers Vater die Schneiderlehre absolviert hat. "Sie dürfen das Kostüm probieren." Bei den Bauernkostümen ist man da nicht so heikel: "Wir sind ja keine Maßschneiderei", sagt Kaiser.

Doch auch so hat sie genug zu tun: Von April weg hat sie ihr Arbeitszimmer daheim in eine Schneiderei umgewandelt, in der sie mehrere hundert Stunden gearbeitet hat. So hat sie heuer 37 neue Bauernkostüme geschneidert, die aus Hose, Jacke und Latzerl bestehen. Insgesamt hat Kaiser 200 Meter Leinen verarbeitet und 300 Knöpfe bei den neuen Jacken eingenäht.

"Mir ist das lustig", schildert die Frankenburgerin, die in ihrer Jugendzeit zwei Mal als Soldat bei den Würfelspielen mitgewirkt hat. Für den Hausmann-Peterl hat sie heuer eine neue Hose aus Jute gemacht. "Die schaut cool aus", ist sie begeistert. Das urige Beinkleid war aber anfangs ziemlich kratzig, weshalb sie erst nach einem Waschgang Tragekomfort erhielt.

Kurt Enzinger ist bereits seit 45 Jahren beim Würfelspiel dabei und hat als Bauer und Soldat mitgespielt. Seit sechs Jahren ist er für die Kostüme zuständig. Daher ist er an den Aufführungstagen auch rechtzeitig am Spielgelände, ausgestattet mit einem Notfall-Nähset. Wenn einem Darsteller kurz vor dem Auftritt ein Knopf ausreißt oder gar eine Naht aufgeht, dann greift Kurt Enzinger zu Nadel und Zwirn. Und wenn ein Akteur einmal spät dran ist, hilft er ihm auch schon beim Anziehen.

"Würstlprobe" am Montag

Am Wochenende bringt Enzinger die Kostüme vom Würfelspielhaus zur Hütte bei der Freilichtbühne. Am Montag findet dann die Kostümprobe statt, auch "Würstlprobe" genannt, weil der Bürgermeister den Mitwirkenden Würstl spendiert. Spätestens da kommt es auf, wenn noch was fehlt und die Schneider eingreifen müssen. Bis Montag hat Barbara Kaiser zudem noch Zeit, die letzten drei Henkerumhänge zu nähen, dann ist sie mit der Arbeit für die heurige Spielsaison fertig.

Nach der Spielzeit sammelt Enzinger die Kostüme der Soldaten und Sprechrollen ein, die dann gereinigt werden. Die Bauern-Darsteller bewahren meist ihre Kostüme bei sich daheim auf. "Nach der Saison gibt es immer viel zum Herrichten", weiß Barbara Kaiser, dass ihr die Arbeit als Würfelspiel-Schneiderin so schnell nicht ausgehen wird.

Das Frankenburger Würfelspiel hat heuer am 28. Juli Premiere, bis 15. August gibt es zehn Aufführungen. Infos über Termine und Tickets: www.wuerfelspiel.at