Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Türkischer Islamist darf in Schwanenstädter Gasthaus nicht reden

Von Edmund Brandner   29.Dezember 2017

Rund 100 Zuhörer hätte der muslimische Kulturverein Saadet morgen im Schwanenstädter Restaurant „Schmankerl“ erwartet, wo Mustafa Kurdaz, Chefredakteur der türkischen Zeitung „Milli Gazete“, einen Vortrag über türkische Politik halten wollte. Doch aus der Veranstaltung wird nichts. Der Wirt Adam Hoffmann und der Verein Volksheim – ihm gehört das Gebäude – luden die Veranstalter gestern Vormittag kurzerhand aus.

Blatt steht unter Beobachtung

Grund ist der Redner. Dessen Zeitung gilt als Sprachrohr der Saadet-Partei und steht damit auch der nationalistisch-islamistischen Bewegung Milli Görüs nahe. Beim österreichischen Verfassungsschutz liegt nichts gegen Kurdas vor, sein Blatt steht aber unter Beobachtung deutscher Verfassungsschützer. „Milli Gazete“ fiel mehrfach durch antidemokratische, antisemitische und antiwestliche Äußerungen auf.

VP-Bürgermeister Karl Staudinger waren die Hände gebunden. „Ich kann die Veranstaltung nicht verbieten, weil nichts gegen den Redner vorliegt“, sagte er. Der Wirt und die Hausbesitzer konnten schon etwas tun und zogen die Notbremse. „Ich habe bis zu 300 Veranstaltungen im Jahr“, sagt Adam Hoffmann. „Mir war überhaupt nicht klar, mit wem ich es in diesem Fall zu tun habe. Und auch wenn mir jetzt ein Geschäft entgeht: Ich will nicht, dass mein Ruf beschädigt wird.“ 

Die Behörden wären bereit gewesen, heißt es. Vor dem Lokal wären Polizisten postiert worden, und Mitarbeiter des Verfassungsschutzes hätten sich den Vortrag angehört.

Alois Hüttner, Obmann des Vereins Volksheim, sprach sich gestern ebenso für die Absage aus. „Wir haben lange überlegt, aber wir stehen dazu, radikalen Gruppierungen keine Bühne zu geben.“

Veranstalter ist enttäuscht

Saadet-Obmann und Veranstalter Levent Arikan ist dagegen bitter enttäuscht über die Ausladung. „Wie können wir über die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in der Türkei reden, wenn wir hier in Österreich selbst Diskussionen nicht zulassen?“, fragt der ehemalige Welser SPÖ-Funktionär. „Ich finde es nicht richtig, jemanden zu kritisieren, ohne ihn überhaupt gehört zu haben.“

Arikan und seine Vereinskollegen versuchen nun, einen Ersatzort für die Veranstaltung zu finden. „Angesichts der herrschenden Vorurteile wird das schwierig“, räumt er selbst ein. „Es ist durchaus möglich, dass wir den Vortrag überhaupt nicht stattfinden lassen können.“

copyright  2024
20. April 2024