Roithamer als heißer Kandidat für Olympia 2016

Im slowenischen Marburg eroberte der Roithamer Gewehrschütze Stefan Raser (am 6. August 29 Jahre alt geworden) einen kompletten EM-Medaillensatz: Gold in der 300-Meter-Liegend-Teamwertung mit Einzel-Weltrekord von 600 Ringen, Silber in der 50-Meter-Liegend-Konkurrenz und Bronze im 300-Meter-Liegend-Einzel-Bewerb. Dieser Tage war Stefan in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku im Weltcup-Einsatz. Läuft alles nach Plan, vertritt Stefan nächstes Jahr das Salzkammergut bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

 

OÖNachrichten: Drei Medaillen bei einer Europameisterschaft zu ergattern, noch dazu einen Satz mit allen drei Farben, ist nichts Selbstverständliches. Dazu haben Sie für Österreich bereits einen Olympia-Quotenplatz für Rio geholt. Wie geht es Ihnen dabei? Haben Sie das schon realisiert?

Stefan Raser: Realisiert habe ich es natürlich schon. Ich habe im Vorfeld gewusst, dass ich vor allem in der 50-Meter-Liegend-Disziplin – also Kleinkaliber (olympisch, Anm.) – top in Form bin. Ich habe mehr oder weniger genau die Leistung gebracht, die ich die ganze Saison über schon gezeigt habe, unter anderem mit dem Gewinn des Olympia-Quotenplatzes Ende Mai. Und über 300 Meter habe ich mir heuer ein neues Gewehr besorgt, aber relativ wenige Trainingsschüsse gemacht, weil ich mich voll und ganz auf die olympischen Kleinkaliber-Disziplinen konzentriert habe. Dass es dann für die Medaillen gereicht hat – zwei im Team und eine im Einzel –, das ist umso schöner.

Wie kann man sich das mit der Olympia-Quote vorstellen? Sie haben diese für Österreich erkämpft, aber es ist ja nicht unbedingt gesagt, dass Sie dann auch selbst antreten dürfen.

Es ist so, dass ich den Startplatz für Österreich gewonnen habe. Aber bei den vergangenen Spielen, seit ich mich erinnern kann, sind immer die Schützen entsandt worden, die auch den Startplatz geholt haben. Wir haben vom Verband gehört, dass nächstes Jahr eine Qualifikation geschossen wird, aber wenn ich dann eine ähnliche Form habe wie heuer, mache ich mir keine Sorgen, dass ich zu Hause bleiben muss.

Was erklärt Ihre jetzige Form?

Ich habe ordentlich ins Material investiert. Leider Gottes bin ich nicht im Förderprogramm vom Projekt Rio. Darum habe ich mir alles selbst finanzieren müssen bzw. über Sponsoren. Und das Material ist halt bei uns immens wichtig. Im Endeffekt weiß ich, was ich tun muss. Darum bin ich mir sicher, dass es ähnlich weitergehen wird: Vom Training und vom Material werde ich in den nächsten zwölf Monaten nichts umstellen.

Sie schießen in der erweiterten Weltspitze mit, haben einen Olympia-Quotenplatz erreicht und sind nicht im Förderprogramm? Das verstehe, wer will.

Ich muss jeden Euro zweimal umdrehen, den ich in Material und Munition investiere. Ich habe vom Verband nur wenige Entsendungen zu großen Wettkämpfen bekommen, wo es Startplätze für Olympia zu holen gibt. Andere haben sechs, sieben, acht Starts gehabt. Und ich hatte heuer gerade einmal zwei Möglichkeiten: bei den Europameisterschaften und beim Weltcup in München. Das Glück ist halt, dass ich immer meine Frau Sandra und meine Familie hinter mir gehabt habe. Das sind die Leute, auf die ich mich verlassen kann.