Renaturierung von Mooren sichert seltenen Sumpfpiraten das Überleben
GMUNDEN, TIEFGRABEN. ÖBf-Initiative am Grünberg und am Mondseeberg zur Rettung letzter Feuchtgebiete.
Drachenwurz, Piratenspinne, Moosjungfer und Gallertbecher: Tiere und Pflanzen, die in Mooren leben, sehen nicht nur sonderbar aus, sie haben auch schaurig-schöne Namen. Und die meisten der hochspezialisierten Arten sind vom Aussterben bedroht.
Bestandsaufnahme überraschte
Doch es gibt noch kleine versteckte Rückzugsgebiete. Im Salzkammergut zum Beispiel das Laudachmoor am Grünberg (Gmunden) oder das Wildmoos am Mondseeberg (Tiefgraben). Beide Moore liegen in Waldgebieten der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und werden von diesen nun revitalisiert und gesichert. So wie bereits sechs Moore im inneren Salzkammergut. Von der EU und der oberösterreichischen Landesregierung gab es für die Maßnahmen Fördergelder.
Zu Beginn der Initiative machten Biologen eine Bestandsaufnahme mit Hilfe von Bodenfallen und Keschern und waren verblüfft über die verborgene Artenvielfalt. Im Laudachmoor und im Wildmoos konnten sie rund 480 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nachweisen. "Viele von ihnen, wie die Sumpf-Pirat-Spinne oder die Zwergbirke, zählen dabei zu den Letzten ihrer Art", sagt Rudolf Friedhager, Vorstand der Bundesforste. Die Zwergbirke galt in Oberösterreich bereits als ausgestorben. Die Moor-Walzenzikade wurde am Mondseeberg überhaupt zum ersten Mal in Oberösterreich gefunden.
Weil Teile der beiden Moore zum Torfabbau bereits entwässert wurden, stellen die ÖBf das natürliche Gleichgewicht im Ökosystem jetzt wieder her. Ziel ist die Anhebung des Wasserspiegels, um die Moore als Lebensraum zu erhalten. Dazu wurden die Moorflächen aufgelichtet und von zu dichtem Baumbewuchs befreit. Um den Abfluss von Regenwasser zu verlangsamen, werden bis Ende dieses Jahres 150 Dämme aus Lärchenholz in das Moor und seine Randwälder eingebracht. Durch die Nässe kann sich das Torfmoos wieder ausbreiten. Es ist die wichtigste Pflanze in Mooren.
"Moore spielen in Zeiten des Klimawandels auch als CO2-Speicher eine sehr wichtige Rolle", erklärt Friedhager. Ein Hektar intaktes Moor nimmt jährlich rund eine Tonne CO2 aus der Atmosphäre auf.
Aber auch als Wasserspeicher erfüllen Moore eine wichtige Funktion: Sie saugen sich wie ein Schwamm voll und reduzieren so die Hochwassergefahr bei extremen Niederschlägen.
Moore zählen weltweit zu den am meisten gefährdeten Lebensräumen. In Österreich existieren nur mehr knapp zehn Prozent der einstigen Moorlandschaften. Der Rest wurde in den vergangenen Jahrhunderten trockengelegt, um Torf abzubauen oder um Äcker, Wiesen und Weideflächen zu schaffen. Die Bundesforste haben ihre insgesamt 474 Moore deshalb bereits vor Jahrzehnten freiwillig unter Schutz gestellt.
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