Politik schwört sich (wieder einmal) auf Straßenbahn-Verlängerung ein

Von Edmund Brandner   16.Februar 2012

„Mit vereinten Kräften wird das Schwere leicht vollbracht.“ Nicht ohne Pathos kündigte die Salzkammergut-Zeitung 1911 die Vollendung der Gmundner Lokalbahn in Richtung Vorchdorf an. Der damals fehlende 600 Meter lange Lückenschluss über die Traun wurde allerdings bis heute nicht realisiert.

In der Gmundner Remise von Stern & Hafferl wurde am Dienstag das 100-Jahre-Jubiläum des Triebwagens GM5 und das 50-jährige Bestehen der Garnitur GM8 gefeiert. Und einmal mehr schworen sich lokale Politiker auf die Vollendung der Gmundner Lokalbahn ein.

Gmundens VP-Bürgermeister Heinz Köppl, der die Straßenbahnverlängerung im Wahlkampf versprochen hat, sagte: „Wir tun alles, um das Projekt zu verwirklichen.“ Argumentativ unterstützt wurde er nicht nur von den Landtagsabgeordneten des Bezirks, sondern auch von den Bürgermeistern der Gemeinden Gschwandt, Kirchham und Vorchdorf – jene Orte, die an der bestehenden Traunsee-Bahnlinie liegen und vom Lückenschluss profitieren würden. „Unsere Kinder könnten direkt zu den höheren Schulen in Gmunden fahren“, sagte Kirchhams VP-Politiker Hans Kronberger. „Aber auch Pendler hätten eine Direktverbindung zu großen Arbeitgebern wie Energie AG oder dem LKH in Gmunden.“

Das Vorbild ist Karlsruhe

Dass eine Attraktivierung der Bahn das Fahrgastaufkommen vervielfachen würde, bestätigte Walter Casazza, gebürtiger Innsbrucker und Leiter des Karlsruher Verkehrsverbunds. In Karlsruhe fährt die Straßenbahn (so wie in Gmunden geplant) außerhalb der Stadt als Lokalbahn die Umlandgemeinden an. Damit und mit anderen Angebotsverbesserungen konnten die Fahrgastzahlen der Karlsruher Stadtbahn innerhalb von elf Jahren verzehnfacht werden. „Unser Konzept wird mittlerweile von vielen anderen Städten kopiert“, so Casazza.

Eine Frage blieb in der Remise von Stern & Hafferl allerdings unbeantwortet: Wie die Straßenbahnverlängerung finanziert werden soll. Befürworter beziffern die Kosten mit 14 Millionen Euro, von denen das Land 80 Prozent übernehmen würde. Kritiker rechnen mit höheren Kosten, vor allem wegen des notwendigen Brückenneubaus – der allerdings in wenigen Jahren ohnehin anstünde.