Neuer Ehrenbürger kam vor 70 Jahren als Flüchtling nach Attnang-Puchheim

Die Stadt hat Konsulent Helmut Böhm zum Ehrenbürger ernannt. Bürgermeister Peter Groiß überreichte ihm im Beisein der Familie von Böhm die Ehrenurkunde und den Ehrenring. Er ist nach Altbürgermeister Ludwig Glaser erst der zweite Ehrenbürger von Attnang-Puchheim.

Böhm war als 15-Jähriger in den Kriegswirren nach Attnang-Puchheim gekommen, wo er den verheerenden Bombenangriff auf den Eisenbahnerort miterlebte. "Dass ich in meine Heimatstadt Brünn nicht mehr würde zurückkehren dürfen, dass mir Attnang-Puchheim zur neuen Heimat werden würde, das alles konnte ich damals nicht ahnen", so Böhm.

Nach Gymnasium und Lehrerbildungsanstalt war er bis zu seiner Pensionierung Hauptschullehrer, von 1981 bis 1989 Direktor. Seine Leidenschaft sind die Geschichte und Geschichten, so hat er die Bomben-Katastrophe des 21. April 1945 minutiös erforscht: Er hat die historischen Mosaiksteinchen zu einem Bild zusammengetragen. Daraus entstand das Buch "Der Tag der Tränen".

In seiner Dankadresse erinnerte der "einstige Flüchtlingsbub" daran, dass genau 70 Jahre später haargenau dasselbe passiert, was ihm widerfahren sei. "Zu Hunderten, nein zu Tausenden kommen abermals Kriegsflüchtlinge in unser Land, traumatisierte Menschen, die Schreckliches erlebt haben, die immer noch buchstäblich von der Angst verfolgt werden. Ich glaube, es ist nur recht und billig, wenn ich jetzt sage: Geben wir doch diesen Armseligen und ihren Kindern auch hier in Attnang-Puchheim eine Chance, wie auch ich seinerzeit eine Chance bekommen habe." Vielleicht, so Böhm, werde irgendwann ein Ehrenbürger gefeiert, der nicht aus Attnang-Puchheim, auch nicht aus Brünn, sondern aus Syrien stammt.