Mini-U-Boot ist im Mondsee unterwegs, um die Pfahlbauten zu dokumentieren

Von OÖN   17.April 2018

Von Donnerstag bis Samstag werden deutsche Wissenschafter wieder gemeinsam mit dem Kuratorium Pfahlbauten in der Pfahlbausiedlung See den Einsatz von neuen Technologien erforschen. Interessierte sind eingeladen, am Bildschirm zu beobachten, wie live ein virtuelles 3D-Modell der Siedlung entsteht.

Bereits zum vierten Mal wird Marco Block-Berlitz von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden mit seinem Team anreisen, um neue Dokumentationstechniken in den UNESCO-Pfahlbauten See zu testen. Mit Hilfe eines kleinen, ferngesteuerten U-Bootes wird der Professor für Computergrafik mit seinen Helfern dabei die Oberfläche der Pfahlbausiedlung abfilmen und aus den Videos direkt vor Ort ein virtuelles 3D-Modell erstellen.

Neue Wege der Dokumentation

Ziel des Projektes, das mit dem österreichischen Management des UNESCO-Welterbes der Prähistorischen Pfahlbauten durchgeführt wird, ist die Weiterentwicklung von Dokumentationstechniken. "Wir wollen damit langfristig eine schonende und kostengünstige Überwachung des Erhaltungszustandes von Unterwasserdenkmälern ermöglichen", erklärt Cyril Dworsky vom Kuratorium Pfahlbauten. Eine solche Überwachung, die aufgrund des hohen Personalaufwandes mit Spezialisten alleine nicht zu bewerkstelligen sei, könne mit der richtigen Technik eines Tages mit Citizen Scientists (Bürger, die freiwillig in der Forschung mitarbeiten) erfolgen.

Eine solche Einbindung der Menschen und die Möglichkeit, direkt an der Erhaltung des UNESCO-Welterbes mitzuwirken, sei auch ganz im Sinne der Welterbekonvention, ergänzt Carmen Löw, die im Kuratorium Pfahlbauten für die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort zuständig ist. "Wir wollen und sollen den Menschen Anteil am Welterbe geben. Mit Projekten wie Archaeonautic kann das auch im Denkmalschutz auf Augenhöhe erfolgen."

Interessierte sind eingeladen, ab Donnerstagnachmittag bis Samstagabend bei der UNESCO-Welterbesiedlung See am Ausfluss des Mondsees vorbeizuschauen. Sie können sich dann nicht nur einen Eindruck vom Fortschritt im Forschungsprojekt verschaffen, sondern auch eine der seltenen Gelegenheiten nutzen, die rund 6000 Jahre alten Pfahlbauten von See trockenen Fußes und ganz aus der Nähe zu betrachten.

Das Kuratorium Pfahlbauten, das den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" betreut, kooperiert seit 2016 mit der Forschungsgruppe Archaeonautic von der HTW Dresden. Die Untersuchungen in der UNESCO-Welterbestätte See finden im Rahmen des Forschungsprojektes Archaeonomous statt. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines semi-autonomen Mini-U-Boots auf Basis bereits vorhandener Hardware, das sich für Sondierungstauchfahrten an potentiellen Fundstätten, aber auch für regelmäßige Monitoring-Aufgaben einsetzen lässt.