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Konrad Hitzfelder: „Beim Tauchen gibt es immer Risiko“

Von Edmund Brandner   08.Oktober 2012

OÖNachrichten: Zwei tote Taucher an einem Wochenende: Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie davon hörten?

Konrad Hitzfelder: Ohne die genauen Umstände bei den Unfällen zu kennen, muss man sagen: Ein Restrisiko besteht immer. Ein Taucher kann noch so erfahren sein, seine Ausrüstung kann noch so modern sein. Absolute Sicherheit gibt es nicht unter Wasser.

Darüber hinaus kann man dann auch Fehler machen.

Ja, das ist es, worauf es ankommt. Das Risiko lässt sich minimieren. Wenn ein Problem auftaucht, geht es darum, wie gut jemand geschult ist, wie er im Training steht. Wie er Probleme managt. Das gilt auch für den Tauchpartner. Ich weiß nicht, ob beim Tauchunfall im Attersee Fehler passiert sind, aber grundsätzlich beginnt das ganze schon mit einer guten Vorbereitung. Angeblich ging der verunglückte Taucher mit Pressluft auf 50 Meter Tiefe. Das ist zwar technisch möglich, aber normalerweise geht man mit Pressluft nur auf eine Tiefe von bis zu 40 Meter.

Was sind die häufigsten Fehler beim Tauchen?

Das fängt mit einer schlampigen Planung an. Manche sind unkonzentriert beim Tauchen und wichtige Anzeichen entgehen ihnen. In Stresssituationen kommen psychologische Effekte dazu. Entscheidend ist: Bei geringsten Problemen braucht der Taucher ein sicher eingespieltes Management, damit aus der Krise keine Katastrophe wird.

Oft wird kritisiert, dass Taucher möglichst große Tiefen erreichen wollen und damit ein hohes Risiko eingehen.

Eigene Rekorde brechen zu wollen ist immer eine schlechte Ausgangsbasis beim Tauchen. Tauchen hat mit Rekordversuchen überhaupt nichts zu tun.

Warum will jemand auf den Grund des Traunsees tauchen?

Der Kick liegt wohl darin, sagen zu können, dass man als erster da unten war.

Können normale Sporttaucher überhaupt so tief tauchen?

Man bezeichnet das als „Technisches Tauchen“. Taucher tasten sich dabei an Grenzen heran. Aber alles, was über 100 Meter Tiefe geht, ist hochriskant und erfordert jahrelanges Herantasten. Der Mensch kann tauchen, aber für solche Tiefen sind wir nicht geschaffen. Ich verstehe auch nicht, warum Menschen ohne Sauerstoff den K2 besteigen. Da steigt der Tod mit auf, dessen muss sich jeder bewusst sein. Die Menschen haben ja auch Verantwortung gegenüber ihren Angehörigen. Darum verstehe ich diese Rekordjagden überhaupt nicht. Im Sport geht das mit Doping, das ist pervers genug. Aber beim Tauchen und Bergsteigen riskieren Menschen wegen Rekorde den Tod.

Wie kann die Leiche des verunglückten Tauchers aus dem Traunsee geborgen werden?

Wir werden das mit Hilfe von Kameras machen. Die Sicht da unten ist mit Scheinwerfern gut. Die Frage ist nur, wie man den Leichnam birgt. Ich verstehe ohnehin nicht, warum jemand so tief taucht und sich nicht mit einer Leine nach oben sichert. Da geht es ja nicht nur um eine Bergung, sondern auch um eine mögliche Sprechverbindung.

Angesichts der vielen Unfälle: Wäre es sinnvoll, das Sporttauchen behördlich zu beschränken?

Nein und das würde auch nicht funktionieren. Was ich bis heute aber vermisse, ist eine Pflichtversicherung für Taucher oder Bergsteiger. Da hätte der Gesetzgeber längst aktiv werden müssen. Unabhängig von den tragischen Unfällen am Wochenende sage ich: Viele Bergsteiger und Taucher gehen in Österreich unnötige Risiken ein. Auch deshalb, weil sie wissen, dass die öffentliche Hand da ist, wenn etwas passiert. Dass Bergeeinsätze vom Steuerzahler finanziert werden und dass Einsatzkräfte ihre Freizeit opfern und dazu noch ihr eigenes Leben riskieren. Wie kommt aber die Bergrettung dazu, ständig Menschen aus der Wand holen zu müssen, die sich selbst überschätzen? Im Winter sind es die Geländefahrer, die auf Kosten der Allgemeinheit hohe Risiken eingehen. Vielleicht sollte man einmal gerichtlich gegen Menschen vorgehen, die glauben, sich auf Kosten der Allgemeinheit selbst etwas beweisen zu müssen.

 

Zur Person

Konrad Hitzfelder (53) ist Inhaber der Tauchschule Neptun in Gmunden am Traunsee. Der Tauchlehrer hat mehrere tausend Tauchgänge hinter sich und ist Einsatzleiter bei Feuerwehrtauchgängen. 2007 wurde ihm selbst ein Rettungstaucheinsatz bei der Schwarzen Brücke am Attersee beinahe zum Verhängnis. „Ich machte keine Fehler, und trotzdem wäre ich beinahe ums Leben gekommen“, sagt er.

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