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Junger Syrer: "Das Schlimmste war, zu warten und nichts zu tun zu haben"

Von Norbert Blaichinger   24.April 2018

Das Glück in seinen Augen, ein gewinnendes, sympathisches Lächeln und gute Deutschkenntnisse, mittlerweile mit Zeller Dialekt versetzt. So wirkt Hesham (22) beim Gespräch mit den OÖNachrichten. Hesham ist ein syrischer Flüchtling, der – als er vor fünf Jahren zum syrischen Militär einrücken sollte – aus Syrien abhaute. "Ich wollte nicht auf Menschen schießen", sagt er.

Sieben Stunden im Meer

Seine Flucht war freilich eine, die das spiegelt, was man immer wieder von Flüchtlingen hört. Nach zwei Wochen im Libanon kam er in die Türkei, wo er an Schlepper geriet. 1800 Euro sollte er für die angeblich problemlose Überfahrt auf eine griechische Insel zahlen, aber die Wahrheit holte ihn schnell ein. Der Motor des völlig überladenen Schlauchbootes streikte und zusammen mit sechs anderen jungen Männern sprang er ins Wasser, um an Land zu schwimmen. Sieben Stunden waren sie mit ihren Schwimmwesten im Wasser, ehe sie eine griechische Insel erreichten.

Die weitere Flucht war nicht weniger problematisch. Zweimal kurze Gefängnisaufenthalte, immer wieder Hindernisse, dann endlich Österreich. Es ist September 2015. Von der Erstaufnahmestelle Thalham kommt Hesham nach Zell am Moos zur Pension Neuhofer. Dort findet er Menschen, die weiterhelfen, auch mit Deutschunterricht. Und hier lernt er auch seine Freundin Lisa kennen. Hesham stellt den Behörden in Österreich ein gutes Zeugnis aus, "ganz anders als in Ungarn und Serbien". Aber: "Das Schlimmste war, zu warten und nichts zu tun zu haben." Anfängliche finanzielle Probleme löst er unter anderem mit Hilfe des Rotary Clubs Mondseeland.

Noch während des Wartens auf das Bleiberecht begann Hesham in Zell am Moos beim Installateur Pöllmann & Partner eine Lehre als Elektrotechniker. Jetzt blickt er in eine positive Zukunft. Er darf bleiben und tut alles, um eine erfolgreiche Karriere zu starten. Die Berufsschule im ersten Lehrjahr beendete er (trotz eines schweren Unfalls beim Radfahren) mit ausschließlich sehr guten und guten Noten. Und in Deutsch war er überhaupt der Einzige der Klasse mit einem Sehr gut. Demnächst geht es wieder in die Berufsschule, um das zweite Lehrjahr positiv abzuschließen.

Der 22-jährige Hesham nutzt seine Chance, die er in Österreich bekommen hat. Und so wird aus diesem Integrationsbeispiel eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.

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24. April 2024