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Gmunden stimmte Bauprojekt im Villenviertel zu

Von Edmund Brandner   29.April 2017

24 Gemeinderäte stimmten für den umstrittenen Bebauungsplan in der noblen Satoristraße, elf dagegen. Wie die einzelnen Mandatare votierten, ist aber nicht bekannt, denn die Abstimmung erfolgte geheim. „Wir lassen uns von Monika Forstingers Rechtsanwälten keine Klagen anhängen“, sagt einer der Gemeinderäte zu den OÖNachrichten.

Die Ex-FP-Ministerin besitzt eine Wohnung mit Seeblick im Gmundner Villenviertel. Der mit ihr befreundete Hans Asamer hat sie ihr einst günstig verkauft. Doch blöderweise plant der Investor Michael Ridler aus Steinbach am Ziehberg auf dem seeseitigen Nachbargrundstück die Errichtung zweier Wohnblöcke in Hanglage. Wie hoch diese sein dürfen, darüber wurde in der Traunseestadt monatelang gerungen. Denn es geht um den Seeblick, den Monika Forstinger und die anderen Nachbarn verlieren. Es geht um den Wertverlust von Immobilien.

Das Nachbargrundstück gehörte bis 2003 der Landes Immobiliengesellschaft Oberösterreich und stand zum Verkauf. Gmundens ehemaliger VP-Bürgermeister Heinz Köppl (auch ein Freund Asamers) teilte der Landesregierung damals mit, die Stadtgemeinde „möchte, dass dieses Grundstück nur sehr dezent verbaut wird“. Das reduzierte den Verkaufspreis. Auch einen Käufer empfahl er: Michael Ridler. Dieser war damals ebenfalls ein Freund von Hans Asamer und bekam das Grundstück aufgrund der von Köppl gegenüber Linz erwähnten Baubeschränkung für bescheidene 230 Euro pro Quadratmeter.

Doch weil die Baubeschränkung (außer in Köppls Korrespondenz) in Gmunden nirgendwo festgehalten ist, fühlte sich Ridler nicht daran gebunden und plante bald die Errichtung großer Wohnblöcke. In Gmundens bester Gegend brach daraufhin ein Krieg aus, der in Form von Rechtsanwaltsbriefen ausgefochten wurde. Mittendrin saßen der junge VP-Bürgermeister Stefan Krapf als Köppls Nachfolger und Baustradtrat Reinhold Kassmannhuber (Bürgerliste), die eine Entscheidung treffen mussten und auf die von allen Seiten massiver Druck ausgeübt wurde.

Die beiden machten es sich nicht einfach, verhandelten monatelang mit allen Konfliktparteien und zogen externe Experten hinzu. Ein Gestaltungsbeirat entschärfte am Ende Ridlers Baupläne. Seine Wohnblöcke dürfen jetzt nur noch eine Etage samt Dach über die Satoristraße hinausragen. Den nachbarlichen Seeblick rettet das freilich nicht, weshalb Forstingers Rechtsanwälte weiter Briefe verfassten.

In dieser angespannten Situation musste der Gemeinderat am Donnerstagabend eine Entscheidung fällen. „Sie sind in keiner beneidenswerten Situation“, sagte ein SP-Gemeinderat zu Bürgermeister Krapf. „Sie müssen heute eine abgelaufene Fischdose öffnen, die schon ziemlich stinkt.“ Um die Situation im Villenviertel darzustellen, hatte Baustadtrat Kassmannhuber ein Modell aus Lego-Steinen  mitgebracht. Nachhaltig entspannen konnte er die Stimmung damit allerdings nicht. Die Freiheitlichen stellten sich auf die Seite Forstingers. Ridlers Baukörper seien „zu massiv“ und die Verbauungsdichte zu hoch. “Wir schaffen hier einen Präzedenzfall„, klagte FP-Vizebürgermeisterin Beate Enzmann.

Die Sozialdemokraten sprachen sich ebenfalls gegen den Bebauungsplan aus, weil hier „wieder nur exklusive Nebenwohnsitze“ entstehen würden und keine Wohnungen für junge Gmundner Familien.

VP, Grüne und Bürgerliste verteidigten hingegen den Bebauungsplan. Auf Antrag von VP-Fraktionsobmann Siegfried John wurde die Abstimmung jedoch anonym durchgeführt. Jetzt wartet die Stadtgemeinde auf weitere Rechtsanwaltsbriefe.

Monika Forstinger zeigt sich enttäuscht. „Es fällt uns schwer, diese Entscheidung zu verstehen“, sagt sie. „Wir Nachbarn nehmen das Ergebnis aber vorerst einmal zur Kenntnis und sehen dann weiter.“

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